Vanessa Gattung hat ihr Hobby zum Beruf gemacht: Seit November 2021 ist sie Bürgermeisterin der 38.000-Einwohner-Stadt Papenburg im nördlichen Emsland. Dass sie erst 33 Jahre alt ist, findet sie dabei gar nicht problematisch. „Ich werde durchaus auf mein Alter angesprochen, aber es gab noch keine Situation, in der ich dachte, da fehlt mir jetzt das richtige Alter, um das entscheiden zu können.“ In dieser Woche ist die junge Verwaltungschefin der dritte „Politiknerd“, den wir an unserer Pinnwand vorstellen.

Foto: privat

Nur sechs Jahre, bevor Vanessa Gattung als Kandidatin der SPD das Bürgermeisteramt in Papenburg gewinnen konnte, ist sie überhaupt in die Partei eingetreten. Zur Politik fand sie über das Studium. In ihrer Familie hatte man damit vorher nicht so viel am Hut; die sei sogar „total unpolitisch“, verrät sie im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick. An der Uni Vechta, wo sie Gerontologie studierte, engagierte sie sich auch im Fachschaftsrat. Weil sie dabei ein paar Reden halten durfte, fiel ihr Talent Freunden und Kommilitonen auf. Zudem beschäftigte sie sich im Studium mit der sozialen Ungleichheit, die zu bekämpfen ein Herzensanliegen für die heutige Sozialdemokratin geworden ist.


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Zur SPD kam sie allerdings nicht wegen der damals aktuellen Tagespolitik. Als sie sich auf die Suche nach einer Partei machte, weil sie „nicht nur zugucken, sondern aktiv gestalten“ wollte, betrachtete sie bewusst die Geschichte und das Wertefundament der Parteien. „Es muss nicht immer alles mit der Bundes- oder Landespolitik übereinstimmen“, sagt die Hauptverwaltungsbeamte auch heute noch. „Wenn ich mit etwas mal nicht einverstanden bin, muss ich mich dafür einsetzen, dass man es besser macht.“ Gerechtigkeit ist ihr das größte Anliegen, aber auch die Möglichkeit, mitzugestalten und sich zu beteiligen, ist ihr wichtig. Außerdem brauche es eine gute Kommunikation auf Augenhöhe.

All dem möchte sie in ihrem Amt als Bürgermeisterin zur Geltung verhelfen. „Als Bürgermeisterin trage ich am Ende des Tages zwar die Verantwortung, aber man muss mit den Bürgern zusammenarbeiten“, sagt sie. Ihre Arbeit sei eine Teamleistung zusammen mit dem Rathaus und den Bürgern. In Papenburg möchte sie den Menschen zeigen, dass sich die Politik trotz der unruhigen Zeiten und großen Krisen immer noch um die Menschen vor Ort kümmert und positiv in die Zukunft blickt. Sie möchte „Sicherheit in stürmischen Zeiten“ geben – was sich dann auch mal konkret im Bau von Wohnungen oder eines Industriegebiets, das viele Arbeitsplätze bringt, ausdrücken kann.



Aber ist Vanessa Gattung ein Politiknerd? „Bürgermeisterin ist nur ein Job, wie jeder andere auch“, sagt sie, aber die Bezeichnung „Politiknerd“ passe schon auch irgendwie zu ihr, findet Gattung. „Ich merke schon, dass Politik einen sehr vereinnahmt und in den Alltag begleitet.“ Die Trennung gelinge nur noch schwer: „Unter Freunden bin ich Vanessa, aber wenn ich mal privat im öffentlichen Raum unterwegs bin, bin ich natürlich auch immer ‚Frau Bürgermeisterin‘.“ Dennoch brennt sie für den Job an der Schnittstelle von Politik und Verwaltung: „Es macht unglaublich viel Spaß, Bürgermeisterin zu sein. Ich kann das jedem nur empfehlen.“


Fast jede Woche stellt die Rundblick-Redaktion im kostenlosen Sonntagsnewsletter die „Politiknerds“ aus Niedersachsen vor. Ihre politischen Ziele mögen sich unterscheiden, aber was sie verbindet, ist die Leidenschaft für Politik. Noch sind sie keine Polit-Promis – aber ohne die Engagierten an der Parteibasis, im Verein oder anderswo wäre unser politisches System deutlich ärmer.


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