Prof. Hans Michael Heinig, Kirchenrechtler aus Göttingen, äußert sich kritisch zur Haltung führender protestantischer Kirchenvertreter in Bezug auf den Krieg in der Ukraine. Die in evangelischen Kreisen weit verbreitete radikalpazifistische Ansicht, es sollte nun auf die „rechtserhaltende Gewalt“ verzichtet werden, bezeichnete er im Gespräch mit dem evangelischen Pressedienst (epd) als „Ponyhof-Theologie“.

EKD-Kirchenrechtler Hans Michael Heinig | Foto: Uni Göttingen

Ein solcher Aufruf zum Verzicht auf Gewalt seitens der Ukraine sei inkonsequent, da dies nicht etwa in einem gerechten Frieden, sondern in „Kolonialisierung, Unterwerfung und kultureller Auslöschung“ münden würde. „Kirchliche Verlautbarungen, die das nicht klar benennen, sondern schlicht zur Mäßigung ‚beider Seiten‘ aufrufen, wirken deshalb in bedrückender Weise zynisch“, sagte Prof. Heinig.


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Der Leiter des kirchenrechtlichen Instituts der EKD positioniert sich damit etwa gegen den EKD-Friedensbeauftragten und Landesbischof der Mitteldeutschen Kirche, Friedrich Kramer. Dieser hatte sich wiederholt gegen Waffenlieferungen an die Ukraine, gegen eine Erhöhung der Militärausgaben und für ebenjene Mäßigung auf beiden Seiten ausgesprochen.



Prof. Heinig führte im epd-Gespräch weiter aus, dass die aktuelle Friedensdenkschrift der EKD von 2007 keine geeigneten Antworten auf die vom Krieg in der Ukraine aufgeworfenen Fragen liefere, und regte an, dass eine Ethik des Politischen entwickelt werden müsse, die Kriterien für Gewaltanwendung herausarbeitet.