Die Bediensteten des Landes sind überwiegend weiblich – und haben ein Durchschnittsalter von 46,1 Jahren. Das geht aus dem neuen „Personalstrukturbericht“ der Landesregierung hervor, der jetzt veröffentlicht worden ist. Der Landesvorsitzende des Niedersächsischen Beamtenbundes (NBB), Friedhelm Schäfer, schlug Alarm: „Es wird jetzt höchste Zeit für eine breit angelegte Nachwuchskräfte-Initiative für die gesamte Landesverwaltung“, sagte Schäfer dem Rundblick. Er sehe zwar „einzelne gute Ansätze“ der Regierung, vermisse aber eine Gesamtstrategie.

Die Landesregierung legt jährlich einen „Personalstrukturbericht“ vor, der den Aufbau der Landesverwaltung gründlich analysiert. Da viele Details berücksichtigt werden müssen, wird dieser Bericht stets erst mit großer Zeitverzögerung fertig, die aktuelle Fassung beleuchtet den Zustand der Verwaltung zum Ende des Jahres 2015. Zum Stichtag 30. Juni waren demnach 230.270 Menschen für das Land Niedersachsen tätig, die große Mehrheit (58 Prozent) ist weiblich. Einbezogen sind nicht nur Verwaltungsmitarbeiter, sondern auch Lehrer, Hochschullehrer, Polizisten und Justizbedienstete.

Weil das meiste Personal in den Schulen tätig ist, hat das Kultusministerium auch den größten Anteil am Personalbestand mit 42,4 Prozent, das Wissenschaftsministerium folgt mit 24,2 Prozent und das Innenministerium mit 12,5 Prozent. Diese drei Ressorts machen fast vier Fünftel des gesamten Personalbestandes der Landesverwaltung aus. 61 Prozent des Stammpersonals sind Beamte und Richter, der Anteil der tarifbeschäftigten Arbeitnehmer ist mit 39 Prozent deutlich niedriger. Fünf Prozent der Mitarbeiter befanden sich in einer Ausbildung, drei Prozent waren beurlaubt.

Fast zwei Drittel, nämlich 131.920 Beschäftigte, versehen ihren Job als Vollzeitstelle, gut ein Drittel sind teilzeitbeschäftigt (63.780). In Altersteilzeit befinden sich 3545 Mitarbeiter. Während fast jede zweite Frau einer Teilzeittätigkeit nachgeht (49 Prozent), gilt dies nur für jeden zehnten Mann (13 Prozent). Drei Viertel der Mitarbeiter hatten 2015 eine Daueranstellung, jeder zehnte eine befristete Tätigkeit und jeder zwanzigste eine geringfügige.

Mit der Entwicklung in der Gesamtgesellschaft altert auch der öffentliche Dienst in Niedersachsen. Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter lag Mitte Juni 2015 bei 46,1 Jahren. Die Frauen waren mit durchschnittlich 45,3 Jahren rund zwei Jahre jünger als ihre männlichen Kollegen. Das Wissenschaftsministerium, in dessen Etat alle Hochschul- und Forschungsmitarbeiter angesiedelt sind, präsentiert sich mit einem Durchschnittsalter von 42,6 Jahren als jüngstes Ressort.

Nur jeder zehnte Beschäftigte der Landesverwaltung war jünger als 30. Rund 42 Prozent der Mitarbeiter waren 50 Jahre und älter. Einen besonders hohen Altersdurchschnitt haben die Vermessungs- und Katasterverwaltung, der Kampfmittelbeseitigungsdienst, das staatliche Baumanagement, die Landesforsten, die Gewerbeaufsichtsverwaltung, die Steuerverwaltung und der Niedersächsische Landesdienst für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.

Der NBB-Landesvorsitzende Schäfer meint, dass aus den Zahlen die Probleme der Landesverwaltung überdeutlich werden. Es falle künftig immer schwerer, geeignetes Fachpersonal für die Neubesetzung freiwerdender Stellen zu finden. Wenn man von Altersabgängen in Höhe von 26 Prozent innerhalb von zehn Jahren ausgehen müsse, dann folge daraus die Notwendigkeit für eine ausgefeilte Personalstrategie: „Dabei müsste auch der Landtag eingebunden werden“, fordert Schäfer. Es reiche nicht aus, wenn die Landesverwaltung jedes Jahr einen neuen Personalstrukturbericht herausgebe, der dann „von der Politik kaum wahrgenommen wird“.