Am Sonntag wählt die Stadt Hannover ihren neuen Oberbürgermeister – es wird entweder der Grünen-Landtagsabgeordnete Belit Onay (38) oder der parteilose, von der CDU aufgestellte frühere VW-Manager Eckhard Scholz (56). Beide haben sich am Donnerstag ihr letztes Duell in diesem Wahlkampf geliefert, das geschah auf Einladung des Arbeitgeberverbandes Hannover.

Diskussionsrunde kurz vor der Wahl: Mit Eckhard Scholz (Mitte) und Belit Onay (rechts)

Bisher war im Wahlkampf von mehreren Seiten bemängelt worden, dass dieser zu lasch, zu freundlich und zu wenig leidenschaftlich ausfalle. Beim AGV-Termin kam es am Donnerstag an einer Stelle einmal zu einer etwas stärkeren Konfrontation zwischen den beiden Kandidaten. Dabei ging es um das Thema Führungserfahrung. Der ehemalige VW-Manager Scholz betonte: „Wenn die Hannoveraner einen Menschen wollen, der diese Verwaltung führen kann, dann gibt es nur eine Wahl – nämlich mich.“

Er habe als Skoda-Chef und bei Volkswagen größere Einheiten geleitet und wisse, wie so etwas geht. Onay hakte ein und meinte: „Ich hätte Herrn Scholz geraten, sich hier vorsichtiger zu äußern.“ Der VW-Konzern und auch Skoda hätten in den vergangenen Jahren mit Verstößen gegen Compliance-Vorschriften zu tun gehabt und dabei „keine gute Figur abgegeben“. Die Stadt brauche einen OB, der „unbelastet ist“.

In der AGV-Veranstaltung wurde auch nach angeblichen Plänen gefragt, wonach die SPD-Spitze mit beiden Bewerbern über Personalvorstellungen für die Dezernentenposten hatte reden wollen – sozusagen als Vorbedingung für eine anschließende Empfehlung der SPD an ihre Wähler. Dazu sagte Onay, dass er von diesen Plänen der SPD nie direkt etwas erfahren habe, er habe die Mutmaßung lediglich in einer Lokalzeitung gelesen. „Und ich hätte mit der SPD über solche Personalien auch nicht gesprochen.“

Beide Kandidaten wollen weniger Autos in der City

Scholz meinte, er lehne kein Gespräch ab, schon gar nicht mit der SPD als größter Fraktion im Rat. Aber nur nach der OB-Wahl gebe es womöglich etwas zu klären, nicht vorher – zumal bei den Sozialdemokraten sowieso nie zur Debatte gestanden hätte, zur Wahl des CDU-Bewerbers aufzurufen.

Der SPD-Stadtverbandsvorstand hatte, nach anfänglichem Zögern, etwa eine Woche nach der Niederlage des SPD-Kandidaten Marc Hansmann im ersten Wahlgang an die eigenen Anhänger appelliert, die Stimme dem Grünen-Kandidaten Onay zu geben.

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In ihrer letzten Podiumsdiskussion meinte Onay zur Wirtschaftsentwicklung Hannovers, er setze sich für Gewerbegebiete ein – auch nahe von Kleingartengebieten. Das Image der Landeshauptstadt sei schlechter als die tatsächliche Lage, hier müsse etwas geschehen.

Scholz erklärte, er sehe die Wirtschaftsentwicklung „deutlich kritischer“, der Einzelhandel sei durch den Online-Handel bedroht, die Großbaustellen dauerten zu lange, viele Investoren würden in der Zwischenzeit aufgeben müssen. Ein Investor für Gewerbehallen habe drei Jahre auf Genehmigungen warten müssen, das sei viel zu lange. „Wenn nicht ein deutlicher Impuls kommt, verschwinden wir im grauen Einerlei.“ Die Online-Angebote der Stadtverwaltung seien viel zu mager, Deutschland hinke hier im Konzert der EU-Mitgliedsländer hinter den meisten anderen her.

Onay und Scholz wollen die Zahl der Autos in der Innenstadt verringern und mehr Raum für den Fahrradverkehr schaffen. Onay sagte, er wolle eine „soziale und bunte Stadt Hannover“ als Vision. Scholz erklärte, in Hannover sollten „die Generationen zusammengebracht werden“. In 20 Jahren, meint Scholz, seien die Angebote an selbstfahrenden Fahrzeugen sehr viel ausgeprägter, dann werde sich das Verkehrsverhalten in der Großstadt sowieso gründlich geändert haben.