Auf dem Weg zum Abitur nach 13 Jahren wird es in Niedersachsen im übernächsten Schuljahr zum ersten Mal wieder einen 11. Schuljahrgang als Einführungsphase in die die gymnasiale Oberstufe geben. „Es gibt dann wieder einen echten 11. Jahrgang“, sagte Kultusministerin Frauke Heiligenstadt bei der Vorstellung der neuen Oberstufenverordnung. Das erste Abitur nach 13 Jahren werden Schüler im Jahr 2021 machen. Niedersachsen sei das einzige Bundesland, das das Abitur nach 13 Jahren in vollem Umfang wieder einführe. „Wir nutzen das gewonnene Schuljahr, um Druck von den Schülern zu nehmen, sichern aber gleichzeitig die hohe Qualität“, so die Ministerin. So werde durch das weitere Jahr auch die Zahl der gegebenen Stunden steigen. Derzeit sind es von Klasse 5 bis 12 insgesamt 265 Stunden, das ist auch die Mindestanforderung der Kultusministerkonferenz. In Zukunft werden es im Durchschnitt 273 Stunden sein.

Heiligenstadt geht davon aus, dass wegen der Reform bis zu 300 zusätzliche Lehrer nötig sein werden. Diese Zahl beziehe sich allerdings auf den Status quo. „Wir gehen davon aus, dass die Reform wesentlich mehr Schüler dazu animieren wird, sich auf den Weg zum Abitur zu machen. Das bedeutet dann auch: Mehr Kurse, mehr Klassen, mehr Lehrer.“

Mehr Kurse, mehr Klassen, mehr Lehrer: In Niedersachsen wird wieder nach 13 Jahren Abitur gemacht

Mehr Kurse, mehr Klassen, mehr Lehrer: In Niedersachsen wird wieder nach 13 Jahren Abitur gemacht.

Parallel zum Abitur nach 13 Jahren gibt es Neuerungen beim Fächerangebot und bei der Abiturprüfung. So haben die Schüler die Möglichkeit, Informatik als Schwerpunktfach (das sind die früheren Leistungskurse) zu wählen. Damit will die Landesregierung den MINT-Bereich stärken. Informatik als Pflichtfach wäre Heiligenstadt zufolge bisher nicht möglich, weil es dafür an Lehrern für den Fachbereich mangelt. Bei der Abiturprüfung wird es ab 2021 möglich sein, die mündliche Prüfung als Präsentationsprüfung abzulegen. Sie besteht aus einem mediengestützten Vortrag und einem Prüfungsgespräch.

Eine Herausforderung werden laut Andreas Stein, Referatsleiter Gymnasien im Kultusministerium,  diejenigen sein, die im Jahr 2021 das Abitur wiederholen müssen, weil sie im Jahr zuvor dann noch nach den alten Regeln geprüft wurden. Hierfür werde es zum Teil Sondergruppen geben müssen. „Da brauchen wir dann vielleicht auch einzelne Lösungen für einzelne Schüler an einzelnen Schulen“,  so Stein.

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Lob kam von der Lehrergewerkschaft GEW. „Schüler und ihre Lehrkräfte gewinnen mehr Zeit für gründliches und vertieftes Lernen“, hieß es in einer Pressemitteilung. Das hohe niedersächsische Niveau in den Fremdsprachen werde erhalten. An diesem Punkt gab es allerdings Kritik vom Philologenverband. Die Verpflichtung zu einer zweiten Fremdsprache könne durch einen internen Beschluss der jeweiligen Schule „ausgehebelt“ worden. Hier habe sich die Kultusministerin an einem klaren Bekenntnis zu einer leistungsfähigen Schule vorbeigemogelt.