Die Wirtschaft in Niedersachsen sieht düstere Wolken am Konjunktur-Horizont. Von Optimismus sei nichts mehr zu spüren, die Geschäftserwartungen hätten sich deutlich eingetrübt, heißt es bei der Industrie- und Handelskammer Hannover. „Skepsis zieht sich wie ein roter Faden durch nahezu alle Branchen, besonders ausgeprägt in unserer regionalen Exportwirtschaft“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Horst Schrage. Das Klima habe sich durch die schwelenden Handelskonflikte bereits spürbar abgekühlt. Mit einem ungeregelten Brexit drohe im Frühjahr der nächste Schock, so Schrage.

Auch bei Niedersachsenmetall heißt es, man messe bei den Unternehmen eine große Zurückhaltung bei den Erwartungen für das kommende Jahr. „Zugleich muss man bedenken, dass sich viele Unternehmen bisher auf einem ungemein hohen Niveau befinden. Nach zehn Jahren Aufwärtsbewegung fehlt unseren Unternehmen angesichts von Brexit und dem Fortgang der Handelsauseinandersetzung zwischen USA und China sowie Europa schlicht die Zuversicht, dass wir dieses Niveau halten können“, sagte Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt im Gespräch mit dem Politikjournal Rundblick.

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Volker Müller, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN), sieht derzeit ebenfalls einen spürbaren Gegenwind nach einer langen Wachstumsphase. Das liege unter anderem an Handelsbeschränkungen, dem näher rückenden Brexit und Diskussionen über Fahrverbote. „Die Politik wäre gut beraten, sich ernsthafte Gedanken um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu machen“, sagte Müller im Rundblick-Gespräch. Er forderte eine Unternehmenssteuerreform sowie niedrigere Strompreise. „Die internationale Konkurrenz schläft nicht!“, warnte der UVN-Hauptgeschäftsführer.

Skepsis zieht sich wie ein roter Faden durch nahezu alle Branchen.

Der Pessimismus bei den Unternehmen wird auch in einer aktuellen Umfrage der IHK Hannover deutlich. Der Indikator für das Konjunkturklima sackte vom Rekordhoch mit 130 Punkten vor gut einem Jahr auf nur noch 111 Punkte ab. Ein Viertel der Unternehmen rechnet inzwischen mit einer negativen Geschäftsentwicklung. Genährt wird der Pessimismus dabei durch die Handelsstreitigkeiten mit den USA, Wachstumseinbußen auf dem chinesischen Markt und die Unsicherheit in Bezug auf den Brexit. Investitionen und die Einstellung von Personal sind von den trüberen Aussichten der Umfrage zufolge allerdings noch nicht negativ betroffen.

Positiv ist auch, dass viele Unternehmen in den kommenden Monaten noch mit steigenden Umsätzen rechnen, die aber vor allem aus der Inlandsnachfrage resultieren. Auch im Moment ist die Welt der Wirtschaft noch in Ordnung. Zum Jahresanfang beurteilten in der IHK-Umfrage 39 Prozent der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage mit gut, 52 Prozent waren zufrieden.


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Der anstehende Brexit bereitet derweil der Wirtschaft in ganz Deutschland Sorgen. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnte davor, dass ein ungeregelter Brexit die deutsche Wirtschaft mindestens ein halbes Prozent des Bruttoinlandsprodukts kosten könnte. Das wäre ein Minus von etwa 17 Milliarden Euro in diesem Jahr. BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang plädierte dafür, den Austrittsprozess zu stoppen, sollte die britische Premierministerin Theresa May bis Mitte März kein Abkommen durchsetzen können.

Das sieht man beim Autobauer BMW allerdings anders. „Ein scheibchenweise verschobener Starttermin wäre für uns kein gutes Szenario“, sagte Einkaufsvorstand Andreas Wendt der Wirtschaftszeitung „Automobilwoche“. BMW habe sich mit seinen vier Werken in Großbritannien jetzt auf den EU-Austritt Londons am 29. März vorbereitet.