Kerstin Tack, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Niedersachsen, sieht keinen Grund zur Entwarnung angesichts des neuen „Paritätischen Armutsberichts“. „Der Trend stetig wachsender Armut scheint zwar auf den ersten Blick gestoppt, aber noch lange nicht gedreht“, kommentiert sie. Auch wenn die Armutsquote in Niedersachsen leicht gesunken ist, liegt sie mit 17,9 Prozent um gut einen Prozentpunkt über dem Bundesdurchschnitt.

Foto: Kerstin Tack

Regional ist die Armut im Land sehr ungleich verteilt: Den Negativrekord mit einem Anteil von 22,4 Prozent an Betroffenen hält zum wiederholten Mal die Landeshauptstadt Hannover, gefolgt von Ostfriesland (21 Prozent) und den Landkreisen Hameln-Pyrmont, Holzminden und Hildesheim (jeweils 20 Prozent). Am niedrigsten ist die Armutsquote im Umland von Hannover mit 15,9 Prozent.

Der Bericht macht deutlich, dass Arbeit nicht vor Armut schützt: Fast zwei Drittel der erwachsenen Betroffenen sind berufstätig oder im Ruhestand. Eine Trennung vom Partner birgt ein hohes Armutsrisiko: 43,2 Prozent der Alleinerziehenden sind betroffen. Als Maßnahmen gegen Armut fordert Tack „die Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro, den Ausbau der Kinderbetreuung, eine Kindergrundsicherung, die vor Armut schützt, und eine solidarische Pflegeversicherung als Vollversicherung“.