Das Wissenschaftsministerium spricht bereits mit den aussichtsreichsten Bewerbern – und bis zu ersten Entscheidungen dürfte nicht mehr allzu viel Zeit vergehen. Die Landeszentrale für politische Bildung, die nach dem Willen von Rot-Grün noch 2016 ihre Arbeit starten soll, nimmt allmählich Gestalt an. Wie das Ministerium mitteilt, sind neue Räume „in zentraler Lage in Hannover angemietet“ worden. Für die Stelle des Direktors haben sich, wie es heißt, mehr als 100 Interessenten beworben, und zwar aus dem gesamten Bundesgebiet. Ministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) sortiert nun vor, spricht mit den Kandidaten, die dem Idealbild nahe kommen, und präsentiert danach dem neuen Kuratorium (das es noch gar nicht gibt) ihren Favoriten. Dies wird womöglich noch im Oktober, vielleicht aber auch erst im November geschehen, heißt es. Das Ministerium selbst schweigt zu Details. Der weitere Ablauf ist so, dass die Position des Direktors dann im Einvernehmen mit dem Kuratorium, in dem alle Landtagsfraktionen vertreten sein werden, besetzt werden soll.

Mehr als 100 Bewerbungen liegen auf einem Schreibtisch im Ministerium - Foto: Jakob Brüning

Mehr als 100 Bewerbungen liegen auf einem Schreibtisch im Ministerium – Foto: Jakob Brüning

Noch vor drei Wochen hatten sich die politischen Lager in dieser Frage verhakt: Die CDU bemängelte, dass Rot-Grün in das Kuratorium nur Landtagsabgeordnete entsenden will und keine Wissenschaftler und Fachleute, für die ein eigener Beirat gegründet werden soll. Die FDP kritisierte, dass das Kuratorium nur im Nachhinein von der Arbeit der Landeszentrale unterrichtet werden soll und selbst nicht darauf einwirken darf. In diesem Punkt haben sich beide Lager nun angenähert, das Kuratorium bekommt offenbar tatsächlich ein Mitwirkungsrecht. Wie es heißt, haben daraufhin Christ- und Freidemokraten ihren Widerstand aufgegeben – damit scheint nun auf der Weg für die Personalentscheidungen frei zu sein.

Der neue Direktor der Landeszentrale soll außertariflich entsprechend der Besoldungsgruppe A 16 bezahlt werden – also erscheint die Position auch interessant etwa für Referenten in Ministerien, die eine neue Herausforderung suchen und an der Gründung dieser Landeszentrale mitwirken wollen. Die Bewerber sollen Leitungserfahrung und Medienkompetenz haben. Sie werden mit einem „Punktesystem“ bewertet, das die unterschiedlichen Qualifikationen besonders gewichtet. Die Parteienvertreter im Kuratorium, das wohl kurzfristig ins Leben gerufen wird, möchten neben dem vom Ministerium präsentierten Favoriten auch wissen, wie viele Punkte der Zweit- und Drittplatzierte erhalten hat – um dann abschätzen zu können, ob auch diese Personen sich dem Kuratorium vorstellen sollen. Das Wissenschaftsministerium hat mittlerweile noch drei weitere Stellen für die Landeszentrale ausgeschrieben – für einen Referenten (nach A 14), einen Sachbearbeiter und eine Assistenzkraft.

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