Petra Bahr, Regionalbischöfin im evangelisch-lutherischen Sprengel Hannover, wird in Zukunft den Bundestag und die Bundesregierung bei schwierigen ethischen Fragen beraten. Dazu wurde sie am Donnerstag vom Bundestag als Mitglied des Deutschen Ethikrates gewählt. Das Expertengremium hat unter anderem die Aufgabe, öffentliche Diskussionen zu ethischen, gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, medizinischen und rechtlichen Fragen anzuregen. Zudem begleitet der Rat die Arbeit von Parlament und Regierung mit Stellungnahmen oder Empfehlungen. Die 26 Mitglieder werden für die Dauer von vier Jahren bestimmt, je zur Hälfte auf Vorschlag des Bundestags und der Bundesregierung. Bahr wurde von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion vorgeschlagen.

Der Orientierungsbedarf steigt in Zukunft eher mehr. Das kluge und gewissenhafte Abwägen fachlicher Perspektiven hilft hoffentlich gegen Meinungseskalationen.

„Die Arbeit im nationalen Ethikrat ist eine große Ehre, aber auch eine Herausforderung“, sagte Bahr gegenüber dem Politikjournal Rundblick. Mit Blick auf die äußerst angespannte Situation aufgrund der Corona-Pandemie erklärte sie: „Der Orientierungsbedarf steigt in Zukunft eher mehr. Das kluge und gewissenhafte Abwägen fachlicher Perspektiven hilft hoffentlich gegen Meinungseskalationen.“

Die Theologin und ausgebildete Journalistin Bahr promovierte mit einer religionsphilosophischen Arbeit über Immanuel Kants Kritik der Urteilskraft. Sie arbeitete bereits als Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland und als Leiterin der Abteilung für politische Beratung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. Seit 2017 ist sie als Landessuperintendentin in Hannover Chefin von mehr als 440 Pastoren.


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Die konstituierende Sitzung des neuen Ethikrates sollte eigentlich am 30. April stattfinden, doch aufgrund der Corona-Pandemie wurde diese vorerst abgesagt. Und noch eine Besonderheit bietet die neue Zusammensetzung des Gremiums: Vorerst wird der Ethikrat erstmals nur 24 Mitglieder haben, da die beiden Wahlvorschläge der AfD-Fraktion von SPD-, Linken-, Grünen- und Teilen der Unionsfraktion abgelehnt wurden. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble wird zunächst nur die gewählten Mitglieder berufen, heißt es.