Der aktuelle Mittelstandatlas der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zeigt Licht und Schatten für den Mittelstand in Niedersachsen. Beispiel Investitionen: Der Anteil investierender Unternehmen liegt mit 40 Prozent zwei Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt. Die Investitionssumme pro Beschäftigtem ist dagegen überdurchschnittlich. Mit knapp 9.200 Euro pro Kopf liegt Niedersachsen im bundesweiten Vergleich auf Platz zwei – direkt hinter Spitzenreiter Brandenburg. Zum Vergleich: Beim Schlusslicht Schleswig-Holstein wurden nur 6.400 Euro pro Beschäftigten investiert. Insgesamt habe die Investitionsbereitschaft mittelständischer Unternehmer in den vergangenen Jahren aber stark abgenommen, konstatiert Michael Kiesewetter, Vorstandsvorsitzender der NBank. „Wünschenswert wäre eine Umkehr der Investitionen von weniger Erhaltungs- zu mehr Erweiterungsinvestitionen, die in Niedersachsen weniger stark ausgeprägt sind. Diese sind aber letztendlich die entscheidende Stellschraube zur langfristigen Sicherung des Unternehmenserfolges“, so Kiesewetter.

Auch beim Umsatzwachstum zwischen 2012 und 2016 hängt Niedersachsen teilweise deutlich hinter dem Bundesdurchschnitt. Es lag bei 2,5 Prozent und damit deutlich unter Spitzenreitern wie Rheinland-Pfalz und Hamburg (jeweils 4,1 Prozent) oder Bayern (3,7 Prozent). Kiesewetter sieht in den Umsatzzahlen aber auch positive Aspekte. „In Niedersachsen agieren überdurchschnittlich viele kleine und mittelständische Unternehmen sehr profitabel und weisen eine Umsatzrendite von 15 Prozent auf.“ Im selben Zeitraum wuchs die Beschäftigung im Mittelstand in Niedersachsen mit 2,8 Prozent stärker als im Bundesdurchschnitt (2,4 Prozent).

Der demographische Wandel schlägt im niedersächsischen Mittelstand etwas weniger hart zu als in anderen Ländern. Der KfW-Bericht konstatiert eine im Vergleich etwas jüngere Inhaberstruktur. Das Durchschnittsalter der Unternehmenslenker betrage 50 Jahre. Rund die Hälfte sei jünger als 50. „Die Nachfolgeproblematik scheint im niedersächsischen Mittelstand dennoch von aktueller Bedeutung zu sein“, heißt es in dem Bericht. Wesentlich deutlicher betroffen ist allerdings beispielsweise Schleswig-Holstein: mehr als zwei Drittel der Inhaber sind dort über 50, mehr als ein Viertel sogar schon über 60 Jahre alt.

Die KfW hatte die bundesweit erhobenen Daten von bis zu 15.000 Unternehmen im Jahr zum ersten Mal nach Bundesländern unterteilt und damit regional vergleichbar gemacht. Für Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW, werden damit erstmals auch regionale Gesichter des Mittelstands sichtbar. „Hier liegen Chancen für eine verbesserte Regionalpolitik. Denn die Herausforderungen der Unternehmen unterscheiden sich durchaus ausgeprägter als bislang vermutet“, so Zeuner.