Immer mehr junge Niedersachsen verlassen die Schule mit einem Abschluss, und dieser erlaubt immer mehr Absolventen ein Hochschulstudium. Das geht aus dem neuen Bildungsbericht hervor, den Kultusministerin Frauke Heiligenstadt und Professor Kai Maaz vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) gestern vorgestellt haben. Erstmals gibt es damit einen datenbasierten Bericht über den Stand des Bildungssystems in Niedersachsen, der den alle zwei Jahre erscheinenden nationalen Bildungsbericht ergänzt. Er basiert in erster Linie auf Daten der Statistischen Ämter des Bundes und des Landes sowie des Sekretariats der Kultusministerkonferenz. Die Auswertung zeigt, dass das Bildungsniveau in Niedersachsen insgesamt steigt – aber ungleich verteilt ist. Noch immer nimmt die soziale Herkunft starken Einfluss auf den Bildungsweg eines Kindes. Und auch der Wohnort bestimmt dabei mit. Kinder in ländlichen Gebieten besuchen seltener das Gymnasium als Kinder in Ballungsräumen. „Ministerin Heiligenstadt hat angekündigt, beides künftig stärker angehen zu wollen“, sagt Laura Pooth, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gegenüber dem Politikjournal Rundblick. „Daran werden wir sie messen.“

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Dem Bericht zufolge ist die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss deutlich gesunken, von 8,2 Prozent im Jahr 2006 auf 4,9 Prozent im Jahr 2014. Gleichzeitig nahm die Bedeutung der Hauptschulen und Realschulen ab, immer mehr Schüler entschlossen sich für den Besuch einer Ober- oder Gesamtschule. Besuchten 2006 noch 14,3 Prozent der niedersächsischen Fünftklässler die Hauptschule und 4,8 Prozent eine Schule mit mehreren Ausbildungsmöglichkeiten, so waren es im Schuljahr 2014 nur noch 4,2 Prozent an den Hauptschulen, aber 36,4 Prozent an den integrativen Schulen. Gleichzeitig stieg der Grad der Abschlüsse. 2006 bekamen noch 42,7 Prozent der Schüler einen Hauptschulabschluss und 23,8 Prozent ein Abitur. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 28,6 Prozent der Schüler, die die Schule mit Hauptschulabschluss verließen, aber 34,9 Prozent mit der Mittleren Reife und 31,1 Prozent mit dem Abitur. „Das ist schon ein Erfolg“, sagt die stellvertretende GEW-Vorsitzende Pooth. Allerdings sind die Abschlüsse im sozialen Gefüge ungleich verteilt. Unter den Schülern aus sozial schwachen Familien haben nur 18 Prozent ein Abitur, bei denen aus wohlhabenderem Elternhaus sind es dagegen mit 55 Prozent mehr als die Hälfte. Der Studie zufolge entscheidet auch bei Migrantenkindern der soziale Status noch vor der Herkunft den Bildungsweg.

Ein gutes Zeugnis stellt der Bericht der Kultusministerin und ihren Vorgängern für ihre Politik im Bereich frühkindliche Bildung aus. Mit 28 Prozent von Unter-Dreijährigen in Krippen und Kitas liegt Niedersachsen zwar um fünf Punkte unter dem Bundestrend, doch mit einem Zuwachs von weiteren 44.568 betreuten Kindern seit 2006 hat Niedersachsen im bundesweiten Vergleich die meisten Krippenplätze geschaffen. „Das zeigt, dass der Ausbau der frühkindlichen Bildung wirkt“, sagte Heiligenstadt. Pooth fordert, in diesen Bereich noch stärker zu investieren. „Wenn wir jetzt wissen, dass frühkindliche Betreuung der Hebel zu besserer Bildung ist, dann sollten Krippen, Kitas und Grundschulen noch besser ausgestattet und finanziell unterstützt werden.“

Die CDU kritisiert, dass Heiligenstadt mit dem Bericht die bereits bekannten Probleme neu beschreibe, aber keine konkreten Lösungsvorschläge gebe. „Wie will die Ministerin sicherstellen, dass im kommenden Schuljahr genügend Lehrer an den Schulen sind? Woher sollen die versprochenen Zusatzkräfte für die Inklusion kommen? Welche Unterstützung gibt es für soziale Brennpunkte?“, fragt Kai Seefried, schulpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion.