Viele in der SPD sind peinlich berührt, wenn sie auf den Landtagsabgeordneten Jochen Beekhuis (Wahlkreis Wittmund-Inseln) angesprochen werden. Der 42-Jährige ist in eine parteiinterne Intrige verstrickt, in der es um Machtpositionen, Einfluss und Seilschaften geht – also ein Vorgang, der in der Politik beileibe nicht ungewöhnlich ist. Allerdings sind inzwischen über die Art und Weise, wie Beekhuis intern kommuniziert haben soll, sehr viele unappetitliche Details bekannt geworden.

Der Politikwissenschaftler, der seit Ende 2017 im Landtag sitzt, dort den Wahlkreis Wittmund-Inseln vertritt und nebenher ehrenamtlich im benachbarten Kreis Aurich Chef der SPD-Kreistagsfraktion ist, pflegt seine Feindschaften – wenn die Hinweise stimmen sollten – mit ausgeprägter Intensität. So soll er sich stark abwertend und sexistisch über andere Menschen in internen Chats geäußert haben, betroffen sind Frauen, Homosexuelle und Übergewichtige. Ein Ziel seiner Attacken soll offenbar die Kreisvorsitzende der SPD in Wittmund gewesen sein, Roswita Mandel. Sie soll inzwischen derart verletzt sein, dass sie erwägen soll, sich aus der ehrenamtlichen Arbeit für die Partei zurückzuziehen. Beekhuis selbst hat die Bitte des Politikjournals Rundblick bis gestern Abend ausgeschlagen, zu den Vorwürfen gegen seine Person Stellung zu nehmen.


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Beekhuis war über viele Jahre Büroleiter der SPD-Bundestagsabgeordneter Karin Evers-Meyer. Ehrenamtlich wirkte er in der SPD Aurich mit, angefangen hatte er bei den Jungsozialisten. Seit 2006 sitzt er im Kreistag, führt seit 2011 die dortige SPD-Fraktion. Zwischen ihm und dem fast gleichaltrigen Auricher Landtags- und Kreistagsabgeordneten Wiard Siebels herrscht ein Nicht-Verhältnis, beide sollen angeblich über viele Jahre kein Wort mehr miteinander gewechselt haben. Die Auricher SPD hat gegenwärtig ohnehin viele Konflikte zu überstehen, und so hat es neben anderen auch Beekhuis über Jahre verstanden, die Kreispartei in Freund und Feind zu polarisieren. 2017 ergab sich für ihn die Chance auf ein Landtagsmandat. Zwar nicht zuhause in Aurich, aber im benachbarten Wittmund.

Die dortigen Genossen waren zunächst froh, einen engagierten Bewerber zu bekommen – und im Wahlkampf soll Beekhuis dann auch versprochen haben, alsbald seinen Wohnsitz von Großefehn (Kreis Aurich) in den Kreis Wittmund zu verlegen. Auch dort war ihm eine kommunale Verankerung für die nächste Kommunalwahl in Aussicht gestellt worden. Angeblich hatte Beekhuis seinen Umzug sogar wiederholt zugesagt. Doch die Genossen in Wittmund spürten, dass er es damit wohl nicht eilig hat. Als ihn dann die Kreisvorsitzende Mandel und die Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller daran mehr oder weniger nachdrücklich erinnerten, soll Beekhuis darauf gar nicht mehr eingegangen sein.

Hackerangriff offenbarte interne Chats

Über sein internes Agieren gibt es nun haarsträubende Darstellungen. So soll er laut Ostfriesen-Zeitung mit Parteifreunden Vorhaltungen ausgetauscht haben, die in Leserbriefen etwa gegen Möller vorgetragen werden könnten. Die Bundestagsabgeordnete müsse „unter Feuer genommen werden“, soll Beekhuis in internen Chats erklärt haben. Er selbst hat das offenbar wiederholt bestritten, sieht Zitate aus dem Zusammenhang gerissen und verweist darauf, dass seine Kommunikation nur deshalb öffentlich geworden sei, weil ein Schüler aus Hessen die Facebook-Daten von Politikern gehackt und anschließend weitergegeben hatte – darunter wohl auch tausende Chats, die Beekhuis mit Politikern und Journalisten geführt hatte.

Er sei also Opfer einer kriminellen Aktion geworden. Es sollen in den veröffentlichten Chats auch Unterhaltungen vorhanden sein, in denen er Konkurrenten und Mitbewerber abwertend, ehrverletzend und herabwürdigend bezeichnet haben soll. War er es wirklich, oder wurde Beekhuis seinerseits mit einer Fälschung vorgeführt? Da es sich nicht nur um Gefühlsausbrüche in bestimmten Situationen handele, sondern sein Stil durchweg zu erkennen gewesen sein soll, sehen mehrere Genossen in Beekhuis‘ Auftreten ein bestimmtes Muster. Er selbst soll intern gesagt haben, es handele sich um „Fake News“, die ihm untergeschoben worden seien und die nicht von ihm stammten. Seine Kritiker aber zweifeln diese Version an.