…ist 42 Jahre alt, kommt aus dem hohen Norden des Bundeslandes und war bisher auf der politischen Bühne nicht bekannt. Das hat sich nun aber schlagartig geändert. Im Herbst dieses Jahres übernimmt er eine neue Aufgabe – und viele erwarten, dass damit auch frischer Wind aufkommen wird. Der Niedersachse der Woche…

…heißt Tim Kruithoff, stammt aus Emden, ist ledig und kinderlos und wird von November an der neue Oberbürgermeister der Stadt sein.

Ăśberraschungssieger in Emden: Tim Kruithoff wird neuer OberbĂĽrgermeister. – Foto: Tim Kruithoff

Das markiert eine historische Wende, denn nach mehr als 60 Jahren, in denen immer ein Sozialdemokrat der oberste Repräsentant dieser kreisfreien Stadt in Ostfriesland mit ihren 50.000 Menschen war, kommt nun erstmals ein Parteiloser auf diesen Stuhl.

Kruithoff hat am vergangenen Sonntag nicht nur eine Wahl gewonnen, sondern eine Sensation erreicht. Acht Kandidaten traten zur OB-Wahl an, man hätte also getrost von der Notwendigkeit einer Stichwahl ausgehen können. Aber der SPD-Bewerber kam gerade mal auf 16 Prozent, und Kruithoff übersprang auf Anhieb die 75-Prozent-Marke. Das ist mehr als nur ungewöhnlich. Wie hat er das erreicht?

„Unabhängig von Parteiräson“

Kruithoff stammt aus Emden, hat hier Außenhandelskaufmann gelernt und ist dann zur Sparkasse gewechselt. Dort begann er als Kreditsachbearbeiter, studierte nebenher Betriebswirtschaft und Finanzmanagement, war eine Zeitlang auch in Boston tätig und kam dann nach Hannover, wurde Vorstandsvertreter und leitet seit vier Jahren das Firmenkundengeschäft der Sparkasse Emden. Er kennt damit die Wirtschaft in der Stadt wie kein Zweiter, und als Vorsitzender des Sportvereins Blau-Weiß-Borssum ist er auch im gesellschaftlichen Leben der Stadt etabliert.


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Selbst seine politischen Gegner räumen anerkennend ein, dass Kruithoff sehr geschickt und zielstrebig seinen Weg ins Rathaus geebnet hat. Er schaffte es, ein breites Bündnis von CDU, Grünen, FDP und Wählergemeinschaft hinter sich zu bringen – und mit der Botschaft „Veremderung“ (enthält „Veränderung“ und „Emden“) erzeugte er eine Aufbruchstimmung. Bei aller Ruppigkeit des Wahlkampfes, die gerade zum Ende hin im Internet zum Vorschein trat, blieb Kruithoff überlegen und hielt sich aus dem Parteigezänk heraus. Er sei „nicht klüger“, habe aber einen „neutraleren Blick“, tat er auf seiner Werbeplattform kund. Er bleibe „unabhängig von der Parteiräson“.

Setzt auch auf Zusammenarbeit mit SPD

In seinem ersten Interview am Abend des Wahlsieges versäumte er es dann auch nicht, der SPD für viele Jahre Gestaltung in Emden zu danken. Bald werde man „wieder gut zusammenarbeiten“, fügte er hinzu. Im Rat hat die SPD noch die stärkste Fraktion, viele Bereiche in Emden sind sozialdemokratisch geprägt. In den zwei Jahren bis zur nächsten Kommunalwahl wird der OB Kruithoff an der SPD nicht vorbeiregieren können. So sagte er auch im Fernsehen: „Ich weiß um die Verdienste der SPD in der Vergangenheit. Deutschland braucht eine starke Sozialdemokratie.“


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Der außergewöhnliche Aufstieg des künftigen Emder Oberbürgermeisters bringt die Redaktion des Politikjournals Rundblick dazu, ihm den Titel „Niedersachse der Woche“ zu verleihen. Glückwunsch dazu!