…kann gut und gerne als Hinterbänkler in seiner Fraktion bezeichnet werden. Seit 2013 gehört er dem Landtag an, wirkt im Innenausschuss mit und hat sich bisher nicht sonderlich in den Vordergrund gedrängt. In dieser Woche tat er es, und fiel damit beim Koalitionspartner unangenehm auf. Der Parlamentarier zählt nämlich zu der Sorte Abgeordneter, die allzuviel Harmonie auch nicht mögen und hin und wieder auch mal klare Kante zeigen wollen. Das ist allerdings in seiner Fraktion höchst ungewöhnlich.

Der Politiker der Woche heißt….

…Bernd Lynack, ist 49 Jahre alt, hat früher als Verwaltungswirt beim Landkreis in seinem Wohnort Hildesheim gearbeitet und gilt als Vertreter des linken Flügels in der Sozialdemokratie.

Warum haben wir Bernd Lynack ausgewählt? Am Donnerstag hat der Landtag über eine „aktuelle Stunde“ der Grünen diskutiert. Die Fraktion, seit einem Jahr in der Opposition, prangerte die mangelnden Landeszuschüsse für kulturelle Einrichtungen in den Kommunen an. Daraufhin ging für die SPD zunächst Hanna Naber ans Mikrophon, später dann für die CDU der Osnabrücker Abgeordneter Burkhard Jasper. Der sonst eher für leise Töne bekannte Jasper holte mit lautstarken Worten aus und beklagte sich über die „verfehlte grüne Kulturpolitik“. Der Grund für die Unterfinanzierung der kommunalen Theater, was die Seite der Landeszuschüsse angehe, liege nämlich in Versäumnissen der früheren Kulturministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne). Diese habe jahrelang versäumt, entschlossen und erfolgreich für eine bessere Ausstattung des Kulturetats zu kämpfen.

Dass er damit gleichzeitig seinen jetzigen Regierungspartner SPD angreift, der zu Zeiten von Heinen-Kljajic in der Landesregierung auch schon den Ministerpräsidenten stellte, verschwieg Jasper geschickt. Er beschränkte seine Verbalattacke auf die Grünen. Das ging Lynack erkennbar zu weit – er meldete sich für eine Zwischenfrage zu Wort und erkundigte sich bei Jasper, „wer denn zwischen 2003 und 2013 regiert“ habe. Der versteckte Vorwurf darin lautete, auch zu CDU-Regierungszeiten vor 2013 sei die Landesregierung schon in der Kulturpolitik zu knauserig gewesen. Lynacks Meldung wurde aufmerksam in der CDU bemerkt, entspricht es doch bisher zum üblichen Verhalten in den Koalitionsfraktionen, in den Landtagssitzungen Geschlossenheit zu demonstrieren. Als Jasper dann in seinem Wortbeitrag fortfuhr und sich weiter die Grünen vorknöpfte, wirkte Lynack genervt und meldete sich für eine weitere Zwischenfrage, diesmal die Haushaltssituation zu schwarz-grünen Regierungszeiten betreffend.

Doch die Reaktion auch von einigen aus seiner SPD-Fraktion zeigte, dass nicht alle dieses Vorpreschen begrüßten. Die zweite Lynack-Zwischenfrage ging dann auch im Wortgemurmel unter, aber dafür sprach anschließend SPD-Fraktionschefin Johanne Modder länger mit Lynack. Worum es ging? „Sie hatte mir gesagt, dass der zuständige Kulturminister Björn Thümler an diesem Tag ja gar nicht da war – und das hatte ich übersehen.“ Die Zwischenfragen seien also unpassend gewesen, da der Adressat für die Antwort entschuldigt war. Immerhin, Lynack hat gezeigt, dass die sonst so zur Schau getragene Harmonie im rot-schwarzen Koalitionslager nicht unbegrenzt ist. „Ich bin eben ein leidenschaftlicher Kulturpolitiker“, sagte Lynack später zur Erklärung seines Verhaltens. Und die Grünen gratulierten ihm später, weil er für die SPD die Ehre der – seligen – rot-grünen Koalition von 2013 bis 2017 gerettet habe. Das alles sind Gründe genug, in dieser Woche Bernd Lynack den Titel „Politiker der Woche“ zu verleihen.