Seit Monaten wird die Genehmigung zum Abschuss des Rodewalder Wolfes verlängert – ohne dass bisher absehbar wäre, wann das Tier gefangen und „entnommen“ (also getötet) werden kann. Eine Sprecherin von Umweltminister Olaf Lies (SPD) erklärte am Mittwoch, das Land wolle an der bisherigen Strategie festhalten. Warum man noch keinen Erfolg vorweisen könne, wisse sie auch nicht.

Schwer zu finden: Das Umweltministerium sucht den Rodewalder Wolf seit Jahresanfang – Foto: Patrick J.

Möglich sei, dass es zum einen an dem großen Gebiet liege, in dem sich der Wolf aufhalte, nämlich 600 Quadratkilometer im Kreis Nienburg. Der gesuchte Wolf ist nicht mit einem Sender versehen, kann also auch nicht gezielt gesucht werden. Zum anderen liegt die Verzögerung aber womöglich auch an den Störern, den sogenannten „Wolfsfreunden“, die ihn regelmäßig aufscheuchen und vertreiben, damit er nicht in die Fänge der Jäger gerät.

Die Landesjägerschaft hatte ihren Mitgliedern sogar davon abgeraten, an der Entnahme des Wolfes mitzuwirken, weil wegen der vehementen Proteste die Sicherheit der Jäger nicht gewährleistet werden könne. „Es ist schwierig, das Tier zu erlegen. Aber wir versuchen es weiter“, sagte die Lies-Sprecherin.

Es ist schwierig, das Tier zu erlegen. Aber wir versuchen es weiter.

Auf eine Anfrage der Grünen hat das Umweltministerium mitgeteilt, einen externen „Dienstleister“ für das Vorgehen gegen den Rodewalder Wolf eingeschaltet zu haben. Was dieser genau tut, teilte die Sprecherin des Umweltministeriums auf Nachfrage nicht mit. Der frühere Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) hatte die Vermutung ausgesprochen, das Unternehmen stelle Lebendfallen auf, damit dort der Wolf festgehalten werden kann. Wenn der gesuchte Rodewalder Wolf in die Falle gehen sollte, was nach einer DNA-Probe festzustellen wäre, könne er anschließend erschossen werden. Aufgrund des fehlenden Senders ist es unmöglich, den gesuchten Wolf ohne eine DNA-Analyse innerhalb des Rudels einwandfrei zu identifizieren.

Vorgehen des Ministeriums könnte Widerstand der Wolfsschützer erhöhen

Dieses Vorgehen aber, das engagierte Wolfsschützer mit einer Festnahme und Hinrichtung vergleichen, kann gut geeignet sein, den Widerstand gegen die geplante Erschießung des Tieres noch zu erhöhen. Das Ministerium jedenfalls schweigt zu den Details der Arbeit des „Dienstleisters“. Diese dürftige Informationspolitik des Umweltministeriums soll vermutlich verhindern, dass die Störer der Wolfssuche zu viel über das konkrete Vorgehen erfahren und dieses womöglich sabotieren. Bis Mai hatte das Unternehmen Kosten von knapp 50.000 Euro beim Land abgerechnet, hinzu kommt ein erhöhter Verwaltungsaufwand der Mitarbeiter in den Behörden wegen der Wolfsbekämpfung.


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Die Gefährlichkeit, die vom Rodewalder Wolf ausgeht, drückt sich unterdessen in einer Zahlenreihe aus, die das Umweltministerium am Mittwoch ebenfalls erläuterte. Seit Mitte Januar sind in dem Gebiet, in dem das Tier gesucht wird, insgesamt 18 Nutztiere vermutlich von Wölfen (also mutmaßlich auch von dem gesuchten aggressiven Tier) angegriffen und getötet worden. Darunter waren sechs Rinder und drei Pferde. „Wir gehen davon aus, dass es der Rodewalder Wolf gewesen ist“, betonte die Sprecherin des Ministeriums. Insgesamt wurden dem Rodewalder Wolfsrüden zuvor bereits bis zu 40 Nutztierrisse zugeschrieben.

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Problematisch ist vor allem, dass der gesuchte Wolf offenbar gelernt hat, besondere Hindernisse wie Zäune zu überspringen. Auch war er in der Lage, solche Tiere zu reißen, die eigentlich durch den Herdenverband als ausreichend geschützt gelten. Im Umweltministerium geht man davon aus, dass Wölfe sich solches Wissen aneignen und voneinander lernen können. Unsicher sind sich Experten, wie schnell dieser Lernprozess in einem Wolfsrudel voranschreitet. Es könnte also sein, dass bereits weitere Wölfe des Rudels diese für die Nutztierhaltung in Niedersachsen schädlichen Fähigkeiten erlernt haben.

Wie schwierig es ist, die niedersächsischen Wölfe zu überwachen und zu kontrollieren, zeigt auch ein anderes Vorhaben: Der Plan, alle Tiere im Lande mit Sendern auszustatten, bleibt bestehen, ist aber längst nicht umgesetzt. Das liege auch daran, so die Lies-Sprecherin, dass die Tiere sehr intelligent sind und sich dem Zugriff durch den Menschen stets erfolgreich entziehen konnten.