…leitet seit wenigen Tagen eine Kirchengemeinde im Osnabrücker Raum, nämlich für Bad Iburg und Glane. Sie hat Religionssoziologie studiert und freut sich auf ihre neue Aufgabe. Trotzdem ist das ungewöhnlich, denn es ist keine evangelische Kirchengemeinde, in der sie tätig wird, sondern eine katholische. Die Niedersächsin der Woche heißt…

…Christine Hölscher, ist 52 Jahre alt und wird als Pfarrbeauftragte tätig.

Christine Hölscher – Foto: Bischöfliche Pressestelle Osnabrück

Die Aufgaben gleichen der einer Pfarrerin, weitgehend jedenfalls. Aber weil es der Papst seinen katholischen Bischöfen und Kirchengemeinden weiterhin nicht erlaubt, Frauen in den Priesterstand zu berufen, behilft man sich mit Ausnahmeregeln. Somit ist Hölschers Tätigkeit das Ergebnis einer innerkirchlichen Notlage. Es fällt immer schwerer, dem Zölibat verpflichtete Männer als katholische Pfarrer zu gewinnen. Also muss man ersatzweise auf Frauen zurückgreifen.

Hölscher selbst sagte dazu jüngst in einem Interview: „Mein Einsatz als Pfarrbeauftragte ist eine Möglichkeit, die uns das Kirchenrecht als Notparagraph bietet. Ich hoffe, dass das nur eine Zwischenstufe ist. Richtig wäre, wenn Frauen nicht nur im Notfall Leitungsaufgaben zugestanden würden, sondern wenn sich irgendwann an der grundsätzlichen Struktur etwas ändern würde.“

Richtig wäre, wenn Frauen nicht nur im Notfall Leitungsaufgaben zugestanden würden, sondern wenn sich irgendwann an der grundsätzlichen Struktur etwas ändern würde.

Schon seit 1991 arbeitet sie als Gemeindereferentin in der Kirche, in den vergangenen fünf Jahren war sie Pastorale Koordinatorin in einer Pfarrei in Osnabrück – und ihr jetziger Aufstieg findet deshalb Beachtung, weil er in der katholischen Kirche immer noch höchst ungewöhnlich ist. Dass Hölscher jetzt in das neue Amt berufen wurde und das katholische Bistum Osnabrück diesen Schritt offensiv bewirbt, hat auch mit einem innerkirchlichen Konflikt zu tun. Die deutschen katholischen Bischöfe ringen seit Monaten über den „synodalen Weg“, der ein Synonym ist für die Öffnung der Kirche für einen gesellschaftlichen Wandel.

Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode und sein Hildesheimer Kollege Heiner Wilmer gelten nicht nur in dieser Beziehung als fortschrittliche Kräfte. Aus dem Vatikan in Rom kommen hier unterschiedliche Signale, die mal als Unterstützung und mal als Ausbremsung interpretiert werden können. Dass Bode und Wilmer die Frage der Beteiligung von Frauen in kirchlichen Positionen sehr viel offensiver angehen als beispielsweise ihre Bischofskollegen in Süddeutschland, hat auch mit der Diaspora in Niedersachsen zu tun – die katholischen Gemeinden sind hier viel kleiner, die Personalnot bei der Besetzung der Priesterstellen ist größer. Das drückt sich aus in einer größeren Offenheit der Bischöfe für einen notwendigen Reform- und Anpassungsprozess. Christine Hölscher ist ein Beispiel dafür, ihr Bischof Bode wurde vor wenigen Wochen auch von der Universität im schweizerischen Luzern mit einer Ehrendoktorwürde ausgezeichnet – wegen seines Einsatzes für die Frauenförderung.

Stellvertretend für einen kirchlichen Erneuerungsprozess, für den die niedersächsischen Bischöfe Bode und Wilmer stehen, wird die neue Pfarrbeauftragte Hölscher mit dem Titel „Niedersächsin der Woche“ geehrt. Glückwunsch dazu!