…hat mit viel Geschick und Beharrlichkeit gezeigt, dass man es in der Landespolitik weit bringen kann. Sie kämpft als Ruheständlerin für ein wichtiges Anliegen der Allgemeinheit, und sie ist noch nicht am Ziel. Doch in dieser Woche kam sie einen wichtigen Schritt weiter – und beeindruckte die Landtagsabgeordneten, die über einen Vorschlag von ihr und ihren Kollegen zu befinden haben. Die Niedersächsin der Woche…

…heißt Kristina Osmers, war früher beim „Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung“ beschäftigt und kümmert sich jetzt, nach der Pensionierung, gemeinsam mit ihrem Mann Werner Dicke um das frühere Römer-Lager in Hemmingen-Wilkenburg (Region Hannover).

Foto: kw

Dort ist seit 2015 klar, dass in den ersten Jahren nach Christi Geburt hier 20.000 römische Soldaten campiert haben – und zwar nicht nur vorübergehend, sondern womöglich dauerhaft. Drei Jahre vorher aber, 2012, wurde die derzeit noch als Acker genutzte 40-Hektar-Fläche für den Kiesabbau freigegeben, tatsächlich liegt seit vier Jahren ein Antrag der Firma Holcim vor, in dem Gebiet Kies auszubeuten. Seit vielen Jahren lässt eine Entscheidung auf sich warten, die Region Hannover ist zuständig, die dem Wissenschaftsministerium unterstehende Denkmalpflegebehörde hält sich mit öffentlichen Kommentaren zurück.

Aber Osmers und ihr Mann Werner Dicke erkannten rasch, wie man im politischen Geschäft ein Anliegen, das nicht richtig vorankommt, beschleunigen kann. Sie nutzten die neue, erst seit zwei Jahren bestehende Möglichkeit einer Online-Petition an den Landtag. Das Ergebnis war überwältigend. Knapp 6000 Menschen unterstützten die Eingabe, die zum Ziel hat, den Kiesabbau zu verweigern und eine intensive archäologische Forschung auf dem Areal zu gestatten. Osmers und Dicke wurden das Gesicht einer Initiative, die noch viele andere Akteure kennt – denn die in Wilkenburg aktive „Römer-AG Leine“ unterstützt mit Vorträgen, Exkursionen und Veranstaltungen die Erinnerung an die Römerzeit. Osmers und Dicke aus Hildesheim, beide geschichtsinteressiert, politik- und verwaltungserfahren, übernahmen den Part, die Politiker für ihre Position zu gewinnen. Gleichzeitig halten die beiden Ruheständler Vorträge über das Römerlager in der Volkshochschule, kümmern sich um die Öffentlichkeitsarbeit und sorgen so nebenbei dafür, dass in ihrem Lebensabend keine Langeweile aufkommt.

Betont sachlich im Auftreten

Noch aus einem anderen Grund ist das Auftreten der beiden Senioren beeindruckend. Immer dann, wenn engagierte Bürgergruppen im Landtag auftreten, ist die Gefahr einer verbalen Zuspitzung oder Aggression nicht klein. Das ist zuweilen so in der Debatten um Straßenausbaubeiträge – oder auch dann, wenn es um bestimmte Vorhaben wie das Polizeigesetz geht. Dicke und Osmers traten aber betont sachlich auf, Dickes Rede war philosophisch angehaucht. Die Initiatoren der Petition lobten bei der Anhörung in der vergangenen Woche die Landtagsabgeordneten, weil sie Bereitschaft zeigten, die Argumente der Gegner des Kiesabbaus anzuhören. Und sie lobten die Arbeit der Behörden, weil bisher eben nicht in einem Schnellschuss-Verfahren über den Antrag auf Kiesabbau entschieden worden ist – mit allen rechtlichen Konsequenzen, die eine solche Entscheidung mit sich bringen kann. Somit ist das Auftreten dieser Bürgerinitiative von Weitsicht und Weisheit geprägt, von Sachlichkeit der Argumente und von der Bereitschaft zu Dialog.

Dafür bekommt Kristina Osmers, stellvertretend für die Initiatoren der Petition, in dieser Woche den Titel „Niedersächsin der Woche“. Ob das Anliegen von ihr am Ende von Erfolg gekrönt sein wird, entscheidet sich erst Anfang Juni, wenn der Petitionsausschuss seine Entscheidung trifft und diese dem Landtagsplenum empfiehlt. Ein großes Lob für das besonnene und kluge Agieren bekommt Osmers schon heute, unabhängig vom Ausgang der Sache. Glückwunsch von der Rundblick-Redaktion!


Lesen Sie auch:

Bürger richten eindringlichen Appell an den Landtag: Erhaltet das Römerlager Wilkenburg!