…ist im Mai gar nicht durch eine spektakuläre Tat oder Rede aufgefallen. Es wäre sowieso nicht ihre Art gewesen. Sie hat vielmehr einen kleinen, aber klug durchdachten Plan vorgelegt, dessen Verwirklichung helfen könnte, ein Grundübel in Niedersachsen auszuräumen – die drohende Verödung von Innenstädten.

Die Niedersächsin des Monats heißt…

Foto: MB; nkw

…Birgit Honé, ist 59 Jahre alt, Juristin und Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie für Regionalentwicklung in der niedersächsischen Landesregierung.

Die Sozialdemokratin wird ausgezeichnet für ihr Modell der „regionalen Versorgungszentren“. Die SPD/CDU-Koalition hat dafür im aktuellen Haushaltsplan 3,7 Millionen Euro bereitgestellt, und in drei Landkreisen könnte das Projekt erprobt werden – Cuxhaven, Wesermarsch und Göttingen sind im Ministerium von Honé dafür ausgesucht worden. Die Kommunen, die gar nicht zuständig sind für die Versorgung mit Ärzten auf dem Land, sollen für den Aufbau von Arztpraxen Verträge mit mehreren Ärzten schließen. In sogenannten „Versorgungszentren“ soll dann eine breitgefächerte Infrastruktur entstehen – eine Apotheke, ein Supermarkt, ein Handwerkerdienst, ein Fahrdienst, ein Café, ein kommunales Bürgerbüro und ein Einkaufsservice für Ältere.

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Wichtig ist, dass diese „Versorgungszentren“ für die Menschen, die oft in abgelegenen Dörfern wohnen, gut erreichbar sind – etwa über ein Bussystem oder auch einen Ruftaxi-Dienst. Honé schwebt vor, dass in einem Lenkungskreis alle Beteiligten zusammenwirken und beobachten, ob dieses neue Modell fruchtet und womöglich landesweit angeboten werden könnte. In dem Kreis sollen nach ihren Vorstellungen Regional-, Sozial- und Innenministerium, Landkreistag, Kassenärztliche Vereinigung, AOK und Bundesagentur für Arbeit zusammenwirken.

Der weitverbreiteten Scheu von jungen Ärzten, eine freiwerdende Hausarztpraxis auf dem Land zu übernehmen, sich dafür womöglich zu verschulden und die Aussicht auf einen Fulltime-Job zu haben, könne so entgegengewirkt werden: Wenn die Kommune die Arztpraxis betreibt und Verträge mit einem (oder auch mehreren) Ärzten schließt, hätten die Ärzte eine andere Rechtsstellung und könnten Arbeitnehmerrechte in Anspruch nehmen. Getestet werden soll in dem Modellvorhaben auch, ob möglicherweise das Angebot von Pflegestützpunkten noch effektiver ausgestaltet werden kann.

Birgit Honé, die unspektakulär auftritt, gut vernetzt ist und über reichlich Verwaltungserfahrung verfügt, packt hier ein Thema an, das sich in vielen ländlichen Regionen Niedersachsens über kurz oder lang verschärfen könnte. Sie hat ihre Pläne im Mai vorgestellt, mitten in der Corona-Zeit, in der auch dieses Thema es schwer hatte, die Hoheit in den Nachrichten zu erlangen. Für die Zielstrebigkeit ihres Wirkens bekommt die Sozialdemokratin von der Rundblick-Redaktion den Titel „Niedersächsin des Monats Mai 2020“ verliehen. Herzlichen Glückwunsch dazu!