…ist mit einem ungewöhnlichen Vorschlag aufgefallen, der zwar landesweit nicht einzigartig ist – wohl aber vorbildlich. Sie organisierte mit ihrem Team einen Plan, wie Eltern aus bestimmten Wohnquartieren mit ihren Kindern doch den Spielplatz besuchen können. Das kann klappen, wenn es reguliert geschieht und die in der Corona-Bekämpfung so wichtigen Abstandsregeln eingehalten werden. Die Niedersächsin des Monats heißt…

Bildungsderzenentin Pia Steinrücke – Foto: Hansestadt Lüneburg

…Pia Steinrücke, ist 47 Jahre alt und leitet seit fünf Jahren das Dezernat für Bildung, Jugend und Soziales der Hansestadt Lüneburg.

Sie kommt aus Bocholt im Münsterland, gehört keiner Partei an und ist jetzt mit einem klugen Konzept aufgefallen. Einerseits verlangt die Corona-Krise die Schließung der Spielplätze. Auf der anderen Seite sind Schulen und Kindergärten zu, und viele Familien sind auf engem Raum zusammengepfercht, es fehlen Möglichkeiten zum Toben und Spielen. Daher hat die Stadt Lüneburg unter Steinrückes Anleitung einen Plan entwickelt, wie trotz dieser Beschränkungen den Kindern eine Möglichkeit gegeben wird, dem Bewegungsdrang nachgeben zu können. Nach Voranmeldung können Eltern mit ihren Kindern einen Aktivspielplatz im Stadtteil Kaltenmoor für jeweils anderthalb Stunden nutzen.

Als Aufsicht kommt dann ein Vertreter der Stadt und achtet auf die Einhaltung der Hygieneregeln und darauf, dass Abstandsgebote eingehalten werden. Die Stadt Lüneburg teilt mit, dass sich dieses Angebot vor allem an Familien richte, die keinen Garten nutzen können und kaum Chancen haben, sich im Freien zu bewegen. „Man muss eben ein bisschen kreativ und mutig sein“, sagt Steinrücke dazu – und erklärt, dass sich schon andere Kommunen bei ihr gemeldet und nachgefragt hätten.

Pragmatische Lösung in der Hansestadt

Nun gibt es solche Modelle nicht nur in Lüneburg, womöglich sind andere Städte sogar noch weiter. Doch das Lüneburger Modell wurde unlängst landesweit öffentlich, und Steinrücke als Sozialdezernentin steht auch dafür. Wenn eine größere Stadt wie Lüneburg hier voranmarschiert, ist das auch beispielgebend für andere Kommunen. Ein paar Tage, nachdem ihr Beispiel bekannt wurde, folgte etwa die Stadt Wolfsburg.

Was nun Lüneburg angeht, drückt das Vorgehen eine Form von Pragmatismus aus, für die auch der dortige Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) bekannt ist. Die Lösung der Probleme steht im Vordergrund, nicht die Entwicklung abgehobener Programme oder parteipolitische Ausrichtungen. Hier war die Herausforderung, zwei widerstreitende Richtungen unter einen Hut zu bekommen – die Beachtung der Kontaktverbote, die gerade bei Kleinkindern auf Spielplätzen schwer einzuhalten sind auf der einen Seite, die seelischen Folgen einer zu langen Isolation von Kleinkindern in engen Wohnungen auf der anderen Seite. Die geplante Teil-Nutzung von Spielplätzen für einen jeweils vorangemeldeten, umgrenzten Personenkreis, verknüpft mit strengen Hygieneregeln, ist hier die Lösung. In der Landesregierung hat das nicht nur Begeisterung, sondern auch Kopfschütteln ausgelöst, einige halten das Vorgehen für leichtsinnig, weil damit ein falsches Signal verbunden werde.

Sei’s drum, für ihr Voranmarschieren, das auch umsichtig ist, wird die Dezernentin Steinrücke mit dem Titel „Niedersächsin des Monats“ ausgezeichnet. Vor vier Jahren war sie mal eine Zeitlang im Gespräch, nach Gelsenkirchen zur Leitung des dortigen Jugendamtes zu wechseln. Aber nach einer Bedenkzeit sagte Steinrücke ab, sie blieb Lüneburg erhalten. Nun wird sie genannt im Kreis derjenigen, die im Herbst 2021 als Oberbürgermeister kandidieren können, da Amtsinhaber Ulrich Mädge dann nicht mehr antreten kann.