In der Geburtsstunde des Rundblicks, der damals noch nicht „Politikjournal“ hieß, konnte man wenig erahnen, was mal daraus werden kann. Die Hintergrundinformationen zum Geschehen im Landtag und in den Ministerien waren zu jener Zeit oft wenig hintergründig und häufig vordergründig. So atmete die allererste Ausgabe noch viel von der Alltäglichkeit des landespolitischen Geschäfts. Viel Routine und wenig Aufgeregtheit. Heute würde man es „langweilig“ oder „dröge“ nennen.

Der erste Rundblick aus dem Januar 1964 | Foto: Lada

Das sollte sich bald ändern. Wir schauen auf das Konkordat von 1965, dem jahrelange Verhandlungen zwischen der katholischen Kirche und der Landesregierung vorangingen. Ministerpräsident Georg Diederichs (SPD) brachte das Papier einstimmig durch das Kabinett – und entfachte daraufhin einen Sturm der Entrüstung. Gewerkschafter befürchteten, es werde offenbar vor allem im südoldenburgischen Raum neue katholische Bekenntnisschulen geben, obwohl deren Zeit doch vorbei war. Sie dachten dabei an überkonfessionelle Schulen als Alternative, in denen katholische und evangelische Kinder gemeinsam unterrichtet werden. An konfessionslose oder muslimische Schüler, seinerzeit die klare Minderheit, war wohl kaum gedacht. In der FDP, traditionell kirchenkritisch, standen viele dem Protest gegen das Konkordat nah. So brach 1965 die bisherige SPD/FDP-Koalition, es kam zur Großen Koalition von SPD und CDU, die auch nach der Landtagswahl 1967 noch für drei Jahre halten sollte. Jenseits des Anlasses für den Regierungsbruch, der heute anachronistisch anmutet, wurde damals deutlich, wie sehr doch in allen drei Parteien – SPD, CDU und FDP – ein zunehmender Druck erkennbar wurde. Es ging um einen Generationswechsel bei den leitenden Positionen, um Rechts-Links-Kämpfe, um den Konflikt zwischen Beharrenden und Erneuernden. Dem Rundblick lieferte das reichlich Stoff für Berichterstattung.



Das wird in den folgenden Jahren deutlich. Am Horizont erscheint die NPD, die 1966 in einigen Kommunen wie Hameln eine Rolle spielt, 1967 dann in den Landtag kommt und vom CDU-Strategen Bruno Brandes als Spielball genutzt wird. Nach der 1967er Landtagswahl bricht in der SPD die Debatte über die Nachfolge an – und Helmut Rieger spekuliert über Alfred Kubel als Nachfolger. Das könne auch geschehen, um andere Varianten auszubremsen. Man kann annehmen, dass er damit Peter von Oertzen als Vertreter der Linken in der SPD meinte. Geschrieben ist das 1969, ein Jahr später dann vollzieht sich in der SPD der Aufbruch. In der CDU übernimmt Wilfried Hasselmann schon 1968 das Ruder, auch er steht für die Erneuerung, den Wechsel von der Honoratioren- zur Mitglieder- und Kampagnen-Partei. Das alles sind Vorboten für die großen Ereignisse, die dann Mitte der 70er Jahre auf Niedersachsen zukommen.