Im AfD-Landesverband Niedersachsen herrscht ein heftiger Machtkampf um die Führung. Kritiker des Landesvorsitzenden Armin-Paul Hampel (Lüneburg) versuchen, die Neuwahl des Vorstandes vorzuziehen. So soll verhindert werden, dass Hampel zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl gekürt wird, bevor der von ihm geführte Vorstand Rechenschaft ablegen und sich um eine neue Amtszeit bewerben muss. „Die Stimmung in der Partei kocht“, sagt ein Funktionsträger. Die Hampel-Kritiker, zu denen vor allem Aktive aus Osterholz, Stade, Hildesheim, Ostfriesland und Oldenburg gehören, drohen sogar mit einem Sonderparteitag – und mit der Abwahl Hampels. Dazu wäre dann aber eine Zweidrittelmehrheit notwendig.

Bisher peilt der Landesvorstand an, dass die Landesliste für die Bundestagswahl am 4. Februar aufgestellt wird. Erst sechs Wochen später, am 18. März, soll der Landesvorstand neu gewählt werden. Erwartet wird, dass Hampel selbst für die Bundestagswahl antritt. Seine Kritiker halten ihm vor, sich auf Seilschaften zu stützen, die Parteiarbeit zu vernachlässigen, die nur mäßigen Wahlergebnisse bei der Kommunalwahl zu verantworten und die AfD nur als Sprungbrett für den Bundestag nutzen zu wollen. Hampel selbst spricht von konstruierten Vorwürfen. „Einige ,tapfere‘ und ,aufrichtige‘ Parteifreunde wollen alles daran setzen, mich als ,Parteivorsitzenden zu zerstören‘, andere halten sich mit solchen Kinkerlitzchen erst gar nicht auf, sondern wünschen mich gleich ,in einen Teppich gerollt, neben der Autobahn verscharrt‘“, schreibt der Vorsitzende in einem kürzlich versandten Brief an die AfD-Mitglieder, der Kopfschütteln ausgelöst hat. Insider vermuten, dass Hampel kaum eine Mehrheit für eine Bundestagskandidatur finden würde, falls er zuvor als Landesvorsitzender gestürzt werden sollte. Tatsächlich braut sich gegen ihn einiges zusammen, und die Kritiker treten nun auch deutlicher denn je hervor. Der Aufstand, der von manchen als Putschversuch bezeichnet wird, verbindet sich mit dem Kreisvorsitzenden aus Osterholz, Thorben Freese (40), der eine Beteiligungsgesellschaft für den Mittelstand in Schwanewede leitet. Mit dabei sind der Polizeibeamte Lars Seemann aus Stade und der Oldenburger Kreisvorsitzende Harm Rykena. Auch der Ostfriese Holger Pieters hat Interesse an einer Kandidatur für den Landesvorsitz angemeldet, doch ihm werden eher geringe Chancen eingeräumt.

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Die „Aufständischen“ sammeln nun Unterstützer. Sie brauchen mindestens zehn der 31 Kreisverbände hinter sich, um einen Sonderparteitag durchzusetzen. Wie es heißt, sind die Beschwerdeführer „nah dran“ an diesem Ziel. Der Ruf nach einem solchen Sonderparteitag noch im Dezember wurde bisher aber nur als Druckmittel eingesetzt, um Hampel zum Einlenken zu bewegen – und zur Änderung der Terminplanung mit der vorrangigen Neuwahl des Vorstandes. Bisher zeigt der Landesvorsitzende dazu allerdings nur wenig Bereitschaft, und so könnte der parteiinterne Streit in den nächsten Tagen noch eskalieren. Hinter Hampel stehen viele Unterstützer vor allem aus der Region Hannover, aus Uelzen und Gifhorn. Seine Kritiker werfen dem Vorsitzenden vor, die Landes-Mitgliederversammlungen bisher immer nur dort anzusetzen, wo viele seiner Anhänger wohnen, so etwa in Hannover.

Hampel selbst reagiert auf die ihm bekannte Weise – er will in Veranstaltungen mit flammenden Reden Begeisterung entfachen. Soetwas ist beispielsweise für morgen in Barsinghausen geplant. Auf ähnliche Weise trat Hampel kürzlich in Hildesheim auf, wo die Kreisvorsitzende Alexandra Kriesinger als besonders beflissene Kritikerin des Vorstandes gilt. Hampel selbst sagt, dort habe er die erwartete Reaktion erlebt: Dass es nur wenige Querulanten gebe, die große Mehrheit der Mitglieder aber vor allem eine ruhige und sachliche Arbeit wünsche.