Mit Spannung war in den vergangenen Wochen die Bürgermeisterwahl in der 20.500-Einwohner-Stadt Duderstadt im Eichsfeld erwartet worden. Würde in dieser CDU-Hochburg der Kandidat der Christdemokraten, der frühere Amerika-Korrespondent Stefan Koch (53), die Bürgermeisterwahl gewinnen können?

Er schaffte es nicht. In der Stichwahl gegen den FDP-Bewerber Thorsten Feike (46) zog Koch den Kürzeren. Für ihn sprachen sich 30,7 Prozent der Wähler aus, für Feike 69,3 Prozent. Der Bankkaufmann übernimmt das Amt des Chefs der Stadtverwaltung von Wolfgang Nolte (CDU), der seit 2001 an der Spitze stand und nun in den Ruhestand wechselt.

In Duderstadt zum Bürgermeister gewählt: Thorsten Feike – Foto: Thorsten Feike

Das Resultat ist in doppelter Hinsicht eine kleine Sensation: Erstens verliert die CDU in ihrer Hochburg das Rathaus, das trifft die Christdemokraten emotional mindestens so stark wie die SPD den Verlust des OB-Postens in Emden nach der Oberbürgermeisterwahl vor einer Woche.

Zweitens erobert die FDP einen Bürgermeisterposten. Feike, der künftige Duderstädter Bürgermeister, ist noch stärker als Koch ein Urgewächs – er hat das Eichsfeld nie verlassen, hat eine Lehre als Bankkaufmann absolviert und war zuletzt Regionaldirektor der Volksbank Duderstadt. Außerdem ist er im Vereinsleben engagiert und Vize-Ortsbürgermeister in der Kernstadt, also – anders als Koch, der lange Zeit auswärtig und bis vor wenigen Monaten in den USA gearbeitet hat – ein für viele Duderstädter sehr vertrautes Gesicht.

Welchen Einfluss hatten die Väter?

Wie ist die Niederlage des CDU-Bewerbers zu deuten? Zur Erklärung des Resultats werden von Beobachtern die Väter erwähnt, die einen unterschiedlichen Einfluss auf das Wahlergebnis gehabt haben sollen, wie spekuliert wird.

So engagierte sich Feikes Vater im Wahlkampf für seinen Sohn, auch er ist in der FDP sehr aktiv. Das ist Feike junior aber, wie es heißt, von niemandem angekreidet worden. Der Vater von Stefan Koch, Lothar Koch, ist ebenfalls ein hochpolitischer Mensch, er war bis 2017 viele Jahre lang Landtagsabgeordneter für Duderstadt und das Eichsfeld, als Strippenzieher bekannt und für viele positive Entscheidungen im Ort mitverantwortlich. Aber Lothar Koch ist wegen der Fülle von Entwicklungen in der Gegend, auf die er in irgendeiner Weise eingewirkt hat, nicht unumstritten.

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Im Internet, und nicht nur hier, lief der Wahlkampf auch sehr emotionalisiert – und manche wandten sich gegen Stefan Koch, weil sie einer angeblichen „Koch-Dynastie“ den Kampf ansagten. So wurde die Wahl von bestimmter Seite auch zu einem Protest gegen die Tatsache inszeniert, dass der CDU-Kandidat einen berühmten und einflussreichen Vater hat.

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Im Übrigen müssen viele derer, die im ersten Wahlgang für den SPD-Kandidaten Matthias Schwenke stimmten und ihm 27,6 Prozent beschert hatten, am Ende für Feike den Ausschlag gegeben haben. Im Rat hat es der neue Bürgermeister mit einer klaren CDU-Mehrheit zu tun, die Christdemokraten haben 19 Sitze, die SPD hat 6, die Wählergemeinschaft 4, die Grünen haben 3 und die FDP hat 2 Mandate.

In Osterode bleibt es beim SPD-Bürgermeister

In der Stadt Osterode hingegen, seit langem einer Hochburg der Sozialdemokraten, bleiben die Verhältnisse wie bisher. Der SPD-Kandidat für das Bürgermeisteramt, Jens Augat (36), studierter Politik- und Islamwissenschaftler und Lehrer, erreicht souverän 58,1 Prozent – und übernimmt das Bürgermeisteramt vom SPD-nahen Klaus Becker, der nicht wieder antrat.

Der CDU-Gegenkandidat Andreas Röthke (37), bisher Bank-Filialleiter, blieb mit 39,1 Prozent auf der Strecke, eine dritte Kandidatin blieb aussichtlos.