Der Libanon hat rund sechs Millionen Einwohner und 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Gerade deshalb kann Deutschland vom Libanon bei der Flüchtlingspolitik eine Menge lernen, sagt Dirk Kunze, Mitarbeiter der Friedrich-Naumann-Stiftung in Beirut. „Der Libanon ist wie ein Brennglas und zeigt uns, was man erwarten kann“, erklärte Kunze bei einer Veranstaltung der Stiftung in Hannover. Die Unterkunft der Flüchtlinge sei wie in Deutschland auf lokaler Ebene organisiert, die Kommunen spielten eine große Rolle. „Damit liegt auch das Konfliktmanagement in kommunaler Verantwortung. Gerade dabei ist uns der Libanon voraus.“ Kunze machte auch auf das Potenzial von Flüchtlingen aufmerksam. Es gebe Flüchtlinge, die sich zusammen mit Libanesen selbständig machten und sich mit ihren Startups erstaunlich entwickelten.

Dirk Kunze, Leiter der Friedrich-Naumann-Stiftung in Beirut – Foto: MB. 

Ralf Sänger, Leiter der IQ-Fachstelle Migrantenökonomie am Institut für Sozialpädagogische Forschung in Mainz, wünscht sich auch mehr Unternehmersinn in Deutschland, um das Gründer-Potenzial bei Flüchtlingen besser zu nutzen. „Es fehlt bei uns einfach an Unternehmergeist. Wir haben es nicht so sehr mit der Selbstständigkeit“, sagte Sänger bei der Veranstaltung. Flüchtlingen werde es häufig schwer gemacht, obwohl das Potenzial vorhanden sei. „Es gibt 92 Aufenthaltstitel, allein 26 für Geflüchtete. Darunter sind durchaus auch Aufenthaltstitel, mit denen Flüchtlinge ein Unternehmen gründen können. Das wissen interessierte Flüchtlinge aber häufig nicht“, sagte Sänger.

Zudem fehle es an Finanzierungsinstrumenten. Die Mehrzahl der Banken wolle Flüchtlingen keinen Kredit für eine Grünung gewähren. Als positives Beispiel nannte er die niedersächsische Förderbank N-Bank. Sänger plädierte für mehr, bessere und migrantenspezifischere Unterstützerstrukturen, die sich selbständig machen wollten.