4000 Sozialwohnungen pro Jahr, so lautet das Ziel von Niedersachsens Bauminister Olaf Lies. Im Jahr 2018 war man von diesem Wert allerdings noch weit entfernt. Im Jahr 2018 wurden landesweit gerade einmal 1534 Wohnungen gebaut. In einer Antwort der Landesregierung auf die Anfrage der AfD-Landtagsfraktion werden nun auch Unterschiede im vergangenen Jahr zwischen den Kommunen deutlich. Spitzenreiter war im Jahr 2018 Göttingen mit 282 Wohnungen vor Hannover mit 225 Wohnungen. In Göttingen sind es wegen 264 Wohnungen allein für ein Großprojekt des Studentenwerkes so viele gewesen. In Osnabrück wurden 137 Wohnungen gefördert, in Oldenburg 127. In Hildesheim wurden nur 18, in Hameln keine einzige Wohnung gefördert.

Die Landesregierung hält dennoch an ihrem Ziel fest, „die Zahl der geförderten Wohnungen in einem absehbaren Zeitraum auf 4000 Sozialwohnungen pro Jahr zu steigern, um das vom ‚Bündnis für bezahlbares Wohnen in Niedersachsen‘ formulierte Ziel von 40.000 neuen Sozialwohnungen bis 2030 erreichen zu können“, heißt es in der Antwort auf die Anfrage. Zudem seien für die Förderung des Mietwohnungsneubaus deutlich verbesserte Förderkonditionen geplant. Der Wohnraum wird dringend benötigt, fehlen einer Studie der N-Bank zufolge bis 2025 doch allein in Hannover fast 25.000 Wohnungen. In Braunschweig sind es fast 12.000, in Osnabrück mehr als 8000 Wohnungen.

Es reicht nicht aus, ständig etwas an der Förderung zu ändern. Das Geld wurde bisher einfach nicht genügend abgerufen. Um langfristig mehr Wohnungen zu bauen, brauchen wir eine Landeswohnungsbaugesellschaft.

Der AfD-Landtagsabgeordnete Stephan Bothe glaubt allerdings nicht, dass mit den aktuellen Plänen der Landesregierung die wohnungsbaupolitischen Ziele erreicht werden können. „Es reicht nicht aus, ständig etwas an der Förderung zu ändern. Das Geld wurde bisher einfach nicht genügend abgerufen. Um langfristig mehr Wohnungen zu bauen, brauchen wir eine Landeswohnungsbaugesellschaft“, ist Bothe überzeugt. Diese Forderung hatte auch bereits Grünen-Fraktionsvize Christian Meyer erhoben. Der Ausstieg der öffentlichen Hand aus dem sozialen Wohnungsbau sei ein schwerer Fehler gewesen. Ohne eine vernünftig ausgestattete Landeswohnungsbaugesellschaft fehle das Fundament, meinte Meyer.

Bothe schränkt allerdings ein, dass eine solche neue Gesellschaft keine kurzfristige Lösung der Wohnungsbauproblematik sein könne. Die große Lücke bei Sozialwohnungen sei allerdings so schnell auch gar nicht zu schließen. „Das schaffen wir nicht, und die Zahl von 4000 Wohnungen pro Jahr werden wir auch nicht erreichen“, meint Bothe. Die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften seien auch nur eingeschränkt nutzbar. Ihnen fehlt Bothes Meinung nach die Finanzkraft, um effektiv gegen die Wohnungsnotlage anzubauen.

2000 Euro Baukosten pro Quadratmeter

Ein weiterer Hinderungsgrund beim Wohnungsbau sind aktuell die hohen Baukosten. „Wir versehen jeden Quadratmeter beim Bau mit unglaublichen Auflagen“, schimpfte kürzlich Volker Müller, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen. In den Niederlanden könne man noch für 800 Euro pro Quadratmeter bauen, in Deutschland sei man inzwischen bei etwa 2000 Euro angekommen. Jede Notwendigkeit beim Bau schlage sich in den Kosten nieder. Hinzu kämen noch hohe Kosten für Ressourcen wie Kies, Sand oder Gips. Insgesamt stiegen die Baukosten im ersten Quartal dieses Jahres laut Statistischem Bundesamt um fast fünf Prozent. Eine Sprecherin der Göttinger Stadtverwaltung erklärt, dass sich Stadt, Wohnungswirtschaft und Studentenwerk verständigt hätten, bei jedem Neubauvorhaben mit mindestens zwölf Wohneinheiten 30 Prozent als geförderten Wohnraum auszuweisen. So bleibe die Bautätigkeit auf einem hohen Niveau.