Als die Grünen in den achtziger Jahren entstanden waren, hatte auch die DDR-Staatssicherheit ein Auge auf die neue Partei geworfen. Das berichtete der Historiker Udo Baron, der hauptberuflich beim Verfassungsschutz tätig ist, gestern vor der Enquetekommission des Landtags zu den „Machenschaften der Stasi in Niedersachsen“. Baron hat sich privat intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Er berichtete, dass SED und Stasi zu Beginn der achtziger Jahre ein großes Interesse gehabt hätten, Einfluss auf die Grünen auszuüben. Ziel sei gewesen, die Zustimmung der Bundesrepublik zum Nato-Doppelbeschluss zu verhindern. 1984, als der Beschluss dann trotz vieler Widerstände gefasst wurde, sei das Interesse der Stasi wieder abgeflaut.

Eigentlich, sagte Baron, habe sich die Stasi auf die mit ihr verbündete DKP und auf den linken Flügel der SPD gestützt. Als die Grünen entstanden seien als teilweise antikapitalistische und antifaschistische Partei, habe die Stasi hier aber neue Anknüpfungspunkte gesehen. Das habe jedoch weniger Leuten wie Petra Kelly und Lukas Beckmann gegolten, die Kontakte zur Opposition in der DDR pflegen wollten. Weil Abgeordnete und Zuständigkeiten bei den Grünen rasch wechselten, habe man sich stärker auf Mitarbeiter von Abgeordneten gestützt. Spektakuläre Fälle aus Niedersachsen seien aber nicht bekannt, dafür sei der Landesverband zu unwichtig gewesen. Die frühere Grünen-Abgeordnete Silke Stokar aus Hannover sagte, sie vermute Einflussnahmen der Stasi auf die von der DKP gesteuerten Friedensbüros in Hannover und Göttingen. Die seien mit den freien Friedensbüros, die den Grünen nahestanden, regelrecht „verfeindet“ gewesen.