Für den Weg zur Arbeit nutzen derzeit knapp 14 Prozent das Fahrrad. Die Grünen im Landtag fordern, den Anteil bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen. Dazu haben sie acht Forderungen aufgestellt, in denen es darum geht, den Radverkehr attraktiver zu machen. Der Großen Koalition in Niedersachsen fehle es bei der Haushaltsaufstellung in diesem Bereich an Gestaltungswillen, kritisierte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Anja Piel. „Wir sind in großer Sorge, dass die Sonderprogramme für den Radverkehr, die in der Zeit der rot-grünen Regierung auf den Weg gebracht wurden, jetzt von SPD und CDU nicht fortgesetzt werden. Stillstand wirkt sich aber negativ auf die Qualität der Fahrradwege aus, und dann wir schaffen es nicht, mehr Menschen mit dem Fahrrad auf die Straße zu bekommen.“ Das Fahrradmobilitätskonzept verstaube ebenfalls in einer Schublade. In einer Antwort der Landesregierung an die Grünen-Fraktion heißt es allerdings, man werde „das Fahrradmobilitätskonzept schrittweise umsetzen und die notwendige Ausstattung vorhalten“.

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In ihrem Acht-Punkte-Papier fordern die Landtagsgrünen einen gesonderten und zweckgebundenen Fördertopf für den Radverkehr. Jedes Jahres sollen daraus 15 Millionen Euro für den kommunalen Radverkehr ausgegeben werden. Mit einem Landesprogramm in Höhe von zehn Millionen Euro sollen Radschnellwege für Berufspendler ausgebaut werden. 250 Kilometer Radschnellwege bis zum Jahr 2025, lautet die Formel der Grünen. Fünf Millionen Euro sollen dem Willen der Landtagsfraktion zufolge in die Umsetzung des Fahrradmobilitätskonzepts investiert werden. Damit könnten Projekte wie der Verleih von Lastenfahrrädern gefördert werden. Geprüft werden müsse dabei auch, ob Radschnellwege im Straßengesetz als Landesaufgabe definiert werden könnten. Ein entscheidender Punkt ist für die Grünen, die Straßen für Radfahrer sicherer zu machen. In der Antwort der Landesregierung klinge durch, dass die Radfahrer selbst schuld seien, wenn sie im Straßenverkehr verunglückten, sagte der Grünen-Abgeordnete Detlef Schulz-Hendel. „Das ist eine schallende Ohrfeige für die Radfahrer. Wir haben in Niedersachsen immer noch nicht gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer. Wir brauchen in den Städten mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer und weniger Platz für die Autofahrer.“


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Um den Anteil der Radfahrer am Berufsverkehr zu erhöhen, müsse man den Autoverkehr im Nahbereich in einem Umkreis bis zu zehn Kilometer behindern und schwieriger machen, meinte der Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Niedersachsen, Dieter Schulz. „Man kann beim ruhenden Verkehr anfangen. Das schmerzt am wenigsten.“ Warum müsse es zum Beispiel vor jedem Bäcker mehrere Parkplätze geben, fragte Schulz. In den niedersächsischen Kommunen sieht der ADFC-Vorsitzende große Unterschiede. In Osnabrück und Göttingen gebe es einen großen Einsatz für den Radverkehr und pragmatische Lösungen. „Da wundere ich mich, was möglich ist, während es in anderen Kommunen Widerstände gibt.“ Eines hätten die Kommunen, in denen es gut laufe, gemeinsam: Dort sei der Radverkehr Chefsache, und sowohl Bürgermeister als auch die Spitzenbeamten in der Verwaltung kämen selbst mit dem Rad zur Arbeit.