Der Bundesvorstand hatte den Landesvorstand im Januar abgesetzt, nun bereiten sich die beiden Lager auf eine Kampfabstimmung vor: Am 7. April soll in Braunschweig während der Landes-Mitgliederversammlung ein neuer Vorstand gewählt werden. Nur zwei ernsthafte Kandidaten gibt es, den bisherigen Landesvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Armin-Paul Hampel (Uelzen) und die Vorsitzende der AfD-Landtagsfraktion, Dana Guth (Göttingen). Beide stehen sich in tiefer Abneigung gegenüber. Zwei weitere Bundestagsabgeordnete, die ebenfalls für den Vorsitz eine Bewerbung eingereicht hatten, werden intern als wenig chancenreich angesehen, da sie fest in den Lagern verortet werden – Dietmar Friedhoff (Neustadt) bei Hampel und Jörn König (Hannover) bei Guth.

Hampel verschärft den Ton

Beide Gruppierungen ziehen seit Wochen übers Land, treten vor Kreis-Mitgliederversammlungen auf und versuchen, die AfD-Parteibasis für sich zu mobilisieren. Bei diesen Veranstaltungen verschärft Hampel, der wegen Unregelmäßigkeiten in der Vorbereitung eines Parteitags den Rückhalt im Bundesvorstand verloren hatte und entmachtet worden war, auffällig die Tonlage. Anfang März war er in einer gemeinsamen Veranstaltung der Kreisverbände Diepholz und Nienburg/Schaumburg aufgetreten, neben ihm sprach auch Friedhoff. Bei dieser Gelegenheit machte Hampel aus seiner Unterstützung für den Rechtsaußen-Vertreter der AfD, Björn Höcke, keinen Hehl. Vor Monaten, als der Bundesvorstand über einen Ausschluss Höckes beraten habe, sei er dagegen gewesen. Eine Rüge, meinte Hampel, hätte ausgereicht, denn ebenso wie die Liberalen in der AfD zähle der Thüringer mit seiner weit rechtaußen angesiedelten Gruppierung „Der Flügel“ selbstverständlich zur Partei. Er selbst, meinte Hampel, sei zwar „kein Flügel-Mann“, aber diese Organisation werde „immer dazugehören“.

 


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Gleichzeitig erteilte Hampel jeder möglichen Regierungsbeteiligung der AfD eine prinzipielle Absage und bezeichnete die Interessensverbände – wie Gewerkschaften und Arbeitgeber – als „Gegner, gegen die nur eines hilft: Kampf“. Zur AfD meinte er: „Ja, wir sind Schmuddelkinder. Das ist aber besser, als wenn wir uns anbiedern.“ Klar wandte er sich gegen „den Schmusekurs der AfD-Fraktion im Landtag“. In einem internen Teil, von dem es Mitschnitte gibt, verurteilte Hampel zudem den „Kuschelkurs“ des AfD-Fraktionsgeschäftsführers im Landtag, Klaus Wichmann. Es werde beim Parteitag einen „richtig harten Kampf“ geben, und man könne „die Schlacht gewinnen“, wenn jedes Hampel-treue Mitglied zum Parteitag noch zwei Freunde aus der Partei mitbringe. Für sein Team bei einer erfolgreichen Wahl nannte Hampel die Namen Stephan Bothe (Lüneburg), Daniel Carl (Schaumburg) und Uwe Wappler (Verden).

Rechtsextreme seien notwendig

Gerade der Hampel-Anhänger Wappler ist wiederholt durch eine äußerst martialische Ausdrucksweise aufgefallen. So auch in einem dem Rundblick vorliegenden internen Pamphlet von Anfang März, in dem er sich unter anderem bemüßigt sieht, über „den Stand der Zersetzung unserer Gesellschaft“ zu berichten. Wappler meint, die Kirche habe „abgewirtschaftet“, die Medien hätten „mit ihrem Gleichschaltungsdruck alle Eliten nach links gerückt“ und die Rechtsextremen in der AfD wie Höcke seien notwendig: „Sie sagen das Unmögliche und schaffen in der Mitte Freiräume für einen sachlichen Diskurs“, schreibt Wappler. Ob Wappler aber im Fall von Hampels Wiederwahl tatsächlich in den engeren Vorstand einrücken soll, bleibt fraglich. In der AfD kursieren Namenslisten, die dem Hampel-Lager zugeschrieben werden und auf denen Wappler nicht erwähnt wird. In dieser Aufstellung werden mehrere mögliche Szenarien für den Wahlausgang verglichen – und die Absicht des Hampel-Lagers ist es offenkundig, bei einem möglichen Sieg der Konkurrentin Dana Guth den Rest des Vorstandes so zu wählen, dass die Hampel-Truppe die Mehrheit hat und die neue Landesvorsitzende ständig überstimmt werden kann. So könnten im Fall der Fälle Hampel, Friedhoff und der Hampel-Anhänger Stephan Bothe zu Vize-Landesvorsitzenden gekürt werden.