Der Leiter des Havariekommandos in Cuxhaven, Hans-Werner Monsees, hat Kritik am Einsatz bei der Havarie der „Glory Amsterdam“ zurückgewiesen. Monsees bezog bei einer Unterrichtung im Unterausschuss Häfen und Schifffahrt im Landtag ausführlich Stellung. Die „Glory Amsterdam“ hatte Ende Oktober tagelang vor Langeoog festgesteckt, nachdem sie zuvor durch das Sturmtief „Herwart“ manövrierunfähig auf eine Sandbank getrieben worden war. In den vergangenen Wochen hatte es aufgrund der gescheiterten Versuche, das Schiff freizuschleppen, auch Kritik am Havariekommando gegeben – der Rundblick hatte darüber berichtet. Monsees beklagte gestern im Ausschuss „viele Falschinformationen in den Medien“ und stellte seinerseits Forderungen nach einer Besserungen Ausstattung des Havariekommandos auf.

Kritik am Notschlepper

Monsees wirkte während seines Vortrags leicht verärgert und ging immer wieder auf geäußerte Kritik ein. So habe es an dem Tag, an dem die „Glory Amsterdam“ wegtrieb, sehr ungünstige Wetterverhältnisse gegeben. „Es waren eben keine optimalen Notschleppbedingungen. Es ist falsch, wenn das behauptet wird.“ Der Leiter des Havariekommandos übte auch erneut Kritik am Notschlepper „Nordic“, der an diesem Tag im Einsatz war. „Der Schlepper ist leider nicht so ideal, wie er immer dargestellt wird“, meinte Monsees. Es sei aufgrund der Windbedingungen nicht möglich gewesen, das sogenannte Boarding-Team mit dem Hubschrauber von der „Nordic“ zu holen, um es auf die „Glory Amsterdam“ zu bringen. Durch die Aufbauten auf dem Notschlepper könne man nicht gefahrlos ein Boarding-Team aufnehmen. Auf zwei neuen Mehrzweckschiffen, die die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung kaufen möchte, soll es vorne einen speziellen Hubschrauberplatz für solche Fälle geben. Allerdings gibt es bei der Bestellung der Schiffe Schwierigkeiten. Der Haushaltsausschuss des Bundestages habe entschieden, dass die Schiffe mit LNG-Antrieb bestellt werden sollen, als die Ausschreibung bereits lief. Deshalb gibt es laut Monsees noch einmal ein völlig neues Ausschreibungsverfahren. Die Verzögerungen addieren sich nun zur Bauzeit von mehreren Jahren.

 

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Dem Leiter des Havariekommandos zufolge hat seine Behörde nach dem Wegtreiben der „Glory Amsterdam“ umgehend reagiert und kontinuierlich informiert. Ein Problem seien die Widersprüche im Verhalten des Kapitäns des havarierten Frachters gewesen. „Wir sind aber nicht die Wasserschutzpolizei. Ich muss mit den Fakten vor Ort leben“, sagte Monsees. Für die Zukunft wünscht er sich eine „sachgerechte Personalausstattung“, um auch „Einsätze rund um die Uhr“ möglich zu machen. Auch eine verbesserte technische Ausstattung, wie zum Beispiel elektronische Seekarten, hält Monsees für nötig. Und er schlägt vor, bei Hafenstaatkontrollen zu prüfen, ob die Schiffsbesatzungen Notfallprozeduren beherrschen. Darüber hinaus müsse es auf allen Schiffen Notschleppvorrichtungen geben, und nicht nur wie bisher auf Tankern ab einer Tragfähigkeit von 20.000 Tonnen.

Optimierungsplan „aus der Tasche gezupft“

Die schifffahrts- und hafenpolitische Sprecherin der FDP im Landtag, Hillgriet Eilers, bewerte im Ausschuss den Einsatz kritisch. „Die Hilfskette war nicht geschlossen. Es ist nicht optimal gelaufen“, sagte Eilers. Monsees habe bei einem Runden Tisch Mitte Januar einen Plan mit Optimierungsmöglichkeiten „aus der Tasche gezupft“. Wenn die Mängel vorher aber bereits bekannt gewesen seien, wäre er dafür verantwortlich gewesen, schon zuvor die Beteiligten aktiv zu informieren. „Welchen Teil der Verantwortung übernehmen Sie denn?“, fragte die FDP-Politikerin in Bezug auf die Havarie der Glory Amsterdam. Eine Antwort hierzu blieb aus.

Nationale Küstenwache muss her

Für die Grünen-Politikerin Meta Janssen-Kucz hat die Unterrichtung Mängel im Sicherheitskonzept für die niedersächsische Küste deutlich gemacht. „Ausrüstungsmängel in personeller und technischer Hinsicht müssen schnellstmöglich beseitigt werden“, forderte Janssen-Kucz. Im Ausschuss forderte sie zudem eine Bündelung der Kompetenzen. „Es ist überfällig, dass die norddeutschen Länder die zahlreichen Behörden unter dem Dach einer nationalen Küstenwache zusammenführen. Bei der Bekämpfung von komplexen Schadenslagen werden wir ansonsten immer wieder ein gewisses Dilemma haben, so lange es so viele Akteure gibt.“