Die Präsidentin der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), Christiane Dienel, zieht nach Monaten die Konsequenzen aus der Antisemitismus-Affäre. „Es fällt mir nicht leicht, die Arbeit an diesem Punkt abbrechen zu müssen. Menschlich waren diese letzten Wochen für mich eine sehr bittere Erfahrung“, schrieb Dienel am Abend in einer Erklärung. Das Wort „Rücktritt“ ist in dem Schreiben allerdings nicht enthalten, möglicherweise aus juristischen Gründen. „Was ich in den letzten Wochen erleben musste, ist eine von Furcht und Verantwortungslosigkeit geprägte Reaktion fast aller Beteiligten“, schrieb Dienel weiter. Die inhaltliche Verbindung des Skandals mit ihrer Wiederernennung nannte sie „willkürlich und möglicherweise rechtswidrig“.

Zuvor hatte der Senat der Hochschule seine Empfehlung zur Wiederernennung Dienels, die bereits im Mai erfolgt war, zurückgezogen. In dem Gremium habe man den Eindruck gewonnen, dass Dienels Krisenmanagement in Folge der Antisemitismusvorwürfe der Hochschule schade. „Der Senat ist weiter der Überzeugung, dass die dadurch entstandenen Verwerfungen nicht mehr von der amtierenden Präsidentin behoben werden können“, hieß es in einer Erklärung des Gremiums

Dienel selbst übte in ihrer Erklärung leise Selbstkritik, sieht sich aber zugleich als Opfer von Diffamierungen. „Kritisch und unterschiedlich mag man die eine und andere öffentliche Stellungnahme meinerseits zu der Angelegenheit beurteilen. Rückblickend sehe auch ich hier Fehler, die ich bereits an anderer Stelle bedauert habe“, schrieb Dienel und fügte hinzu: „Niemals jedoch habe ich in irgendeiner Form den Verdacht des Antisemitismus verharmlost oder inakzeptable Formen von Kritik an Israel in Schutz genommen.“ Vielmehr habe sie sich bemüht habe, Versachlichung in eine „zunehmend emotional entglittene und von schlimmsten Formen der Diffamierung begleitete Auseinandersetzung zu bringen“.

Ende September war bereits die Dekanin der betroffenen Fakultät auf Druck Dienels zurückgetreten. Dennoch war es an der Hochschule unruhig geblieben. Bis zum 15. November wird im Wissenschaftsministerium ein Gutachten des Zentrums für Antisemitismus der TU Berlin erwartet. Die Berliner Wissenschaftler wollen klären, ob es in dem umstrittenen Seminar eindeutig antisemitische Inhalte gegeben hat. Zahlreiche andere Wissenschaftler haben daran keinen Zweifel.

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