Eine neue Arbeitsgruppe soll sich ab dem kommenden Jahr mit der längerfristigen Finanzierung der Jugendwerkstätten in Niedersachsen befassen. Das hat Sozialministerin Carola Reimann am Donnerstag auf einer Veranstaltung der LAG Freie Wohlfahrtspflege in Hannover angekündigt. Die Arbeitsgruppe solle schnell mit der Arbeit beginnen. „Am liebsten wäre mir, wenn wir bereits zur Jahresmitte ein Ergebnis hätten.“ Experten der freien Wohlfahrtspflege befürchten, dass durch den Brexit der EU-Topf, aus dem die Jugendwerkstätten maßgeblich finanziert werden, ab 2021 stark schrumpfen könnte. „Es ist ein Thema, das vielen unter den Nägeln brennt“, betonte Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der niedersächsischen Diakonie.

Reimann sagte Unterstützung zu, sollte es bei der Übergangsphase nach Auslaufen des Fördertopfes Ende 2020 zu Verzögerungen kommen. „Der Übergang ist immer ein neuralgischer Punkt, den müssen wir hinbekommen. Ich habe den Finanzminister auch bereits darauf hingewiesen.“ Sie könne gut nachvollziehen, dass man sich bei den Jugendwerkstätten Gedanken mache und einige auch Sorgen hätten.

Sozialministerin Carola Reimann – Foto: MB.

Die Sozialministerin versicherte vor den rund 100 Gästen, die Landesregierung wolle das flächendeckende Angebot erhalten. Die Jugendwerkstätten würden auch in der kommenden Förderperiode wieder Priorität haben. Hoffnung macht Reimann, dass die soziale Ausrichtung des ESF-Fördertopfes gestärkt werden solle. Das gehe aus den Entwürfen der EU-Kommission hervor. Besonderes Augenmerk solle auf soziale Inklusion und die Integration von Geflüchteten gelegt werden. Karin Beckmann vom niedersächsischen Bundes- und Europaministerium bestätigte, dass mindestens ein Viertel der Mittel in den Bereich soziale Inklusion fließen soll. Das sei allerdings ein großer Strauß von Themen, die darunter fallen, berichtete sie.

Lenke warb dafür, den Jugendwerkstätten eine Perspektive zu geben. „Es geht letztlich um die Frage, ob wir jungen Menschen, die kaum eine Chance haben, verloren geben oder nicht.“ Man wolle grundsätzlich niemanden verloren geben. Aber man könne es sich auch aus Gründen des Fachkräftemangels gar nicht leisten. Hinzu komme, dass ein Aus von Jugendwerkstätten für die Gesellschaft langfristig teurer würde.

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Matthias Kreimeyer von der LAG Freie Wohlfahrtspflege wünschte sich, dass Jugendwerkstätten zum Regelangebot des Landes werden. Es gebe auch eine Fürsorgepflicht für die betroffenen Jugendlichen. Reimann hob die Bedeutung der Jugendwerkstätten auch in der Zukunft hervor. Die Sozialministerin warnte davor, sich von den positiven Zahlen auf dem Arbeitsmarkt blenden zu lassen. Dabei könne schnell der Eindruck entstehen, dass es gar keine Probleme mehr gebe. „Unternehmen klagen aber über Fachkräftemangel. Und es gibt Betriebe, die inzwischen Jugendliche ansprechen, die vor einigen Jahren auf dem Arbeitsmarkt keine Chance gehabt hätten.“ Zudem gebe es auch weiterhin diejenigen, die Unterstützung benötigten. Auf der anderen Seite stiegen die Anforderungen an Auszubildende durch Veränderungen in der Arbeitswelt. Bei steigenden Anforderungen hätten allerdings benachteiligte Jugendliche leichter das Nachsehen. Reimann warnte in diesem Zusammenhang vor sozialer Ausgrenzung. Auch die neue Gruppe junger Geflüchteter brauche Unterstützung.


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