Wer Pastor wird, der macht nicht bloß einen Job. Es ist eine Arbeit, für die man sich berufen fühlen muss und sich mit der Ordination auch bekennt. In der Regel ist es ein Bekenntnis fürs Leben. Doch angesichts schwindender Mitgliederzahlen und schleichendem Bedeutungsverlust der Kirchen in der Gesellschaft fangen viele Pastoren an zu zweifeln. Um ihnen wieder Mut zu machen und zu zeigen, dass ihre Arbeit dennoch wichtig ist und geschätzt wird, hat die evangelische Landeskirche erstmals alle Pastoren zu einem gemeinsamen Generalkonvent ins Hannover Congress-Centrum geladen. Und mit 1200 Pastoren kamen mehr als von den Veranstaltern erwartet. Landesbischof Ralf Meister bezeichnete das Treffen als Erfolg, doch fürs erste soll die Tagung in dieser Form nicht zur Regel werden, künftig sollen die jeweiligen Landessuperintendenten eigenständig einladen.

Die Kirche wirbt inzwischen verstärkt um Quereinsteiger – Foto: isc

Dieses Mal allerdings, anlässlich des Lutherjahrs, wollte die Landeskirche den Pastoren etwas Besonderes bieten. „Zum einen haben sie jetzt Gelegenheit, auch Kollegen wiederzutreffen, die sie schon seit dem Studium oder Vikariat nicht mehr gesehen haben“, sagt Meister. Zum anderen solle die Masse der Teilnehmer verdeutlichen, dass niemand allein mit seinen Aufgaben, Problemen und Erlebnissen sei. „Pastoren arbeiten oft allein und entwickeln irgendwann eine Haltung, sich selbst genug zu sein oder zu glauben, niemand sonst sei in ihrer Lage“, sagt Dieter Rathing, Landessuperintendent von Lüneburg.

Um dem etwas entgegenzusetzen, haben die Veranstalter für das Treffen den Titel „Geschickt in alle(n) Welten – Ordination und Berufsgewissheit“ gewählt. „Wir wollten einen Impuls setzen in einer Sache, die alle Pastoren betrifft“, sagt Meister. „Nämlich der Besonderheit des Berufs Pastor.“ In Vorträgen und Workshops drehte sich deshalb alles um Fragen wie: Welche Auswirkungen hat das lebenslange Versprechen für die Kirche auf meinen Alltag? Was bedeutet es in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft? Als Zeichen, dass nicht nur die Pastoren ihren Beruf aus Überzeugung gewählt haben, waren auch NDR-Hörfunkdirektor Joachim Knuth und Uwe Kolmey, Präsident des niedersächsischen Landeskriminalamts, zu Gast und berichteten, warum auch in ihren Berufen das Gefühl der Berufung eine zentrale Rolle spielt.

Das Pastorenamt ist wie die Arbeit auf einer Dauerbaustelle

Fast 1800 Pastoren arbeiten in den sechs Bezirken – Sprengel genannt – der niedersächsischen Landeskirche. 80 Prozent von ihnen sind in einer oder mehreren Gemeinden tätig, die anderen in funktionalen Aufgaben wie Krankenhausseelsorge. „Es klingt oft nicht so, aber momentan haben wir noch eine gute Personalsituation“, sagt Nicola Wendebourg, Oberlandeskirchenrätin und Leiterin der kirchlichen Personalabteilung.

Doch dieser Zustand werde sich rasant ändern, wenn erst die letzten Pastoren aus der sogenannten „Babyboomer“-Generation in den Ruhestand gehen. „Wir tun deshalb schon viel, um den dann zu erwartenden Personalmangel aufzufangen“, sagt Wendebourg. So werbe die Kirche verstärkt um Quereinsteiger, ermutige Diakone für eine Laufbahn als Pastor und habe einen Experten für Nachwuchsgewinnung eingestellt. „Daher bin ich zuversichtlich, dass wir die Lücke beim Personal füllen können“, sagt Wendebourg.

Allerdings sei das Pastorenamt heutzutage wie die Arbeit auf einer Dauerbaustelle. „Pastoren sind viel mit den institutionellen Veränderungen beschäftigt“, sagt Wendebourg. Da würden Gemeinden fusioniert, Kirchen und Gemeindehäuser aufgegeben oder an anderer Stelle neu errichtet. „Viele Pastoren sind deshalb frustriert, weil ihnen für die eigentlichen Aufgaben wie das Ins-Gespräch-Kommen mit den Menschen kaum mehr Zeit bleibt.“ Das sprengelübergreifende Generalkonvent sollte deshalb auch einen Tag Pause von der Beschäftigung mit der Situation der Kirche sein. „Die Pastoren sollten sich endlich einmal wieder auf das konzentrieren können, weshalb sie diesen Beruf gewählt haben“, sagt Wendebourg. Und sei es nur für einen Tag.