Die Kitas in Niedersachsen bekommen mehr Geld für mehr Personal. Das hat Kultusministerin Frauke Heiligenstadt in Hannover angekündigt. Dafür stehen rückwirkend zum 1. Januar 2016 jedes Jahr 60 Millionen Euro zur Verfügung. In diesem und im nächsten Jahr kommt das Geld aus dem Integrations-Topf des Bundes. Die Summe ist in der mittelfristigen Finanzplanung bis zum Jahr 2021 fest eingeplant. Personelle Verstärkung sollen vor allem Kitas bekommen, in denen es viele Kinder mit Migrationshintergrund gibt. „Damit beschreiten wir den Weg in Richtung einer dritten Kraft in den Kitas“, sagte Heiligenstadt.

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Die Ministerin bezeichnete das Programm als sehr unbürokratisch und pragmatisch. Welcher Jugendamtsbezirk wie viel Geld bekommt, richtet sich sowohl nach der Zahl der Kita-Gruppen als auch der Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund in den Kitas. Die höchste Summe steht mit jährlich fast 6,2 Millionen Euro für die Landeshauptstadt Hannover zur Verfügung. Es folgt die Region Hannover mit fast drei Millionen, Osnabrück mit 2,1, das Emsland und Braunschweig mit rund 1,9 und Hildesheim mit 1,8 Millionen Euro. Der Landkreis Harburg und die Stadt Oldenburg können jährlich 1,6 Millionen Euro erhalten.

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Gefördert wird die Einstellung von Sozialpädagogen, Erziehern oder sozialpädagogischen Assistenten. „Hier ist der Arbeitsmarkt derzeit eng. Kurzfristig ist gut qualifiziertes Fachpersonal nicht immer und überall zu finden“, sagte Heiligenstadt. „Man könnte von heute auf morgen keine dritte Kraft in jeder Kita-Gruppe  anordnen. So viele dritte Kräfte hätten wir gar nicht.“ Die Kultusministerin hofft auch, mit dem Programm weitere Fachkräfte zu gewinnen. Die Träger könnten Quereinsteiger einstellen, die eine begleitende Ausbildung absolvieren können. Wer Abitur oder eine duale Ausbildung mitbringt und entsprechende Berufspraxis vorzuweisen hat, kann sich weiterqualifizieren.

„Je früher Integration und Sprachbildung ansetzt, desto besser ist es“, sagte Heiligenstadt. Deshalb wollen wir so früh wie möglich erreichen, dass Kinder ausländischer Herkunft zusammen mit in Deutschland geborenen Kindern aufwachsen, spielen und lernen. Dadurch gibt es auch bessere Chancen für einen guten Start in der Schule.“

Der Niedersächsische Landkreistag (NLT) übte scharfe Kritik an der Finanzierung. NLT-Hauptgeschäftsführer Hubert Meyer versteht nicht, warum dafür die Integrationspauschale des Bundes genutzt wird. „Es zeigt sich deutlich, dass das Land die Mittel dazu nutzt, die dritte Kraft im Kindergarten durch die Hintertür einzuführen“, sagte Meyer dem Politikjournal Rundblick. „Der saubere Weg wäre, das Kita-Gesetz zu ändern und gegebenenfalls eine stufenweise Einführung vorzusehen. Dann stünde das Land in der Finanzierungspflicht.“ Jetzt gebe das Land 60 Millionen Euro Bundesmittel pro Jahr, obwohl pro Jahr mindestens 300 Millionen gebraucht würden. Die Landkreise sollten den Mangel einvernehmlich auf die Gemeinden verteilen. „Das ist ein Abwälzen der Verantwortung in der Hoffnung, der Not gehorchend werden die Gemeinden und Landkreise ein weiteres Mal in die Bresche springen. Milde Gaben verteilen und Begehrlichkeiten wecken ist kein guter Stil für den wichtigen Bereich der frühkindlichen Bildung“, schimpfte Meyer.

Auch die CDU-Landtagsabgeordnete Astrid Vockert kritisierte, die Pläne gingen nicht weit genug. „Für dieses und das kommende Jahr setzt die Ministerin nur Bundesmittel für die dringend notwendigen Qualitätsverbesserungen in den Kitas ein. Die Anschlussfinanzierung mit Landesmitteln überlässt sie der nächsten Landesregierung.“ Um die Qualität der frühkindlichen Bildung in Niedersachsen langfristig zu verbessern, brauche es jedoch ein auf die nächsten Jahre ausgerichtetes Stufenprogramm, das im Landeshaushalt abgesichert sei. (MB.)