Die rot-schwarze Koalition feilt an einer großen Reform: Angehende Erzieher für Kindergärten sollen künftig auch eine Vergütung erhalten. Bisher ist die Regelung strikt und ohne Ausnahme: Wer diesen Beruf später ausüben will, ganz überwiegend betrifft das Frauen, muss mindestens vier Jahre an einer Fachschule zubringen. Auch Praktika sind darin enthalten, aber überwiegend geht es um die gründliche theoretische Ausbildung. Dafür winkt den Teilnehmern keine Ausbildungsvergütung. Die Kommunen als Träger der Kindergärten befürchten nun, dass sie damit auf absehbare Zeit an Grenzen stoßen könnten. Der Bedarf an Fachkräften werde weiter steigen, und man werde Mühe haben, geeignete Bewerber zu finden. Der Beamtenbund sieht hier bisher schon große Lücken. In der niedersächsischen SPD/CDU-Koalition wird deshalb nun über eine Reform diskutiert, allerdings noch intern.

Nur Bundesratsinitiative kann Gesetz ändern

Eigentlich war im Koalitionsvertrag davon die Rede, man wolle ein „Modell für eine duale Ausbildung“ entwickeln, das dann der Kultusministerkonferenz als Grundlage einer bundesweit einheitlichen Reform dienen könne. Inzwischen ist man davon jedoch abgegangen, denn Hinweise aus der Kultusbürokratie waren offenbar ernüchternd. Für die Neuregelung von Ausbildungsberufen, hieß es von dort, sei zunächst der Bund zuständig. Wenn man am Berufsbildungsgesetz etwas ändern wolle, könne dies vermutlich nur über eine Bundesratsinitiative geschehen, Arbeitgeber und Gewerkschaften müssten eingebunden werden, das dauere – vermutlich vom ersten Schritt bis zum Erfolg mindestens fünf Jahre. Das Ziel wäre eine „duale Ausbildung“ zum Erzieher gewesen – angehende Erzieher in Kindergärten würden einige Tage in der Woche in der Praxis Kinder betreuen, an anderen Tagen dann in der Berufsschule die theoretischen Grundlagen lernen. Sie würden – wie in anderen Handwerks- oder Handelsberufen – einen Lehrsold bekommen. Von der „dualen Ausbildung“ in diesem Bereich haben sich die Koalitionsspitzen nach Informationen des Politikjournals Rundblick schon verabschiedet. Jetzt wird über eine „dualisierte Ausbildung“ gesprochen.

 


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Gemeint ist damit etwas anderes: Die Grundlage der Erzieherausbildung in Fachschulen bliebe bestehen. Die angehenden Fachkräfte würden aber neben dieser Tätigkeit noch Arbeitsverträge mit Kindergärten abschließen – und quasi nebenbei als Hilfskräfte aushelfen. Gerade in der langen Ferienzeit der Fachschulen könnten sie so in den Kindergärten bereits aktiv werden. Die CDU-Bildungspolitikerin Mareike Wulf sagt: „Die Ausbildung würde so mit der Praxis verzahnt werden, die angehenden Erzieher könnten Geld verdienen, sie müssten dann keine Gebühren mehr zahlen.“ SPD-Fraktionsvize Ulrich Watermann meint: „Es ist dringend nötig, dass angehende Erzieher in ihrer Ausbildung auch bezahlt werden können.“ Im Detail könnten allerdings noch Probleme liegen, wenn nämlich diejenigen, die eine solche „dualisierte Ausbildung“ genießen sollen, am Ende möglicherweise nicht jenen gleichgestellt werden können, die auf dem klassischen Weg eine reine Fachschulausbildung absolvieren. Gäbe es neben ihnen noch „pädagogische Fachkräfte“, so könnten Kritiker darin womöglich einen Weg sehen, „Billigkräfte“ zu rekrutieren. Sollte das Modell in einen Gesetzentwurf einfließen, werden Widerstände vor allem von zwei Seiten befürchtet – von Vertretern der Gewerkschaften, die um das Lohnniveau im Erzieherberuf bangen, und von der Kultusbürokratie, die dem Modell einer „Akademisierung des Erzieherberufs“ anhängt und die Qualität der Ausbildung in Gefahr sieht.

Erzieher mit Lehrern verglichen

Am Wochenende hatte die neue Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) eine bessere Bezahlung von Erzieherinnen gefordert und ihre Rolle mit denen von Lehrern verglichen. Obwohl sie finanzielle Unterstützung des Bundes in Aussicht stellte, blieb unklar, ob sie bereit wäre, von der Akademisierung dieses Berufs abzurücken, so wie es die Koalition in Niedersachsen jetzt offenbar anpeilt.