Innenminister Boris Pistorius setzt im Kampf gegen die Einbruchskriminalität verstärkt auf digitale Daten. Vom kommenden Februar an soll in der Polizeidirektion Braunschweig ein neues System getestet werden – Streifenwagen werden dazu mit Tablets ausgerüstet, auf denen bestimmte Daten aktuell übermittelt werden. So sollen die Polizeibeamten in den Fahrzeugen erkennen können, wie sich das Kriminalitätsgeschehen in bestimmten Regionen in den vergangenen 24 Stunden entwickelt hat. Bekommen Sie Hinweise auf eine Häufung, so können die Beamten dort verstärkt Streife fahren und kontrollieren. Landeskriminalamt und Polizei stützen sich nämlich auf Hinweise, dass die viele Einbrecher nach der ersten Tat innerhalb von 72 Stunden das Gebiet erneut aufsuchen und wieder zuschlagen – in einem Radius von rund 500 Metern. Über eine App wird den Beamten aus kriminologischer Sicht mitgeteilt, wo die Wahrscheinlichkeit neuer Taten am höchsten ist.

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Pistorius stellte das Projekt am Montag vor. LKA-Präsident Uwe Kolmey sagte, der Start solle im Frühjahr 2017 in Wolfsburg und im Städtedreieck Salzgitter, Peine und Wolfenbüttel sein. Nach einem halben Jahr soll dann entschieden werden, ob das neue System hilfreich für die Polizeiarbeit ist und ausgeweitet werden kann. Ist es mit der Hilfe des Kollegen Computer möglich, Ort und Zeit künftiger Einbruchstaten vorherzubestimmen? Eine Anregung für diesen Versuch hat der Innenminister bei seinem jüngsten Besuch in den USA erhalten. Der Erwerb des amerikanischen Systems hätte aber allein Lizenzgebühren von 200.000 Euro gekostet, heißt es. Landeskriminalamt und Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen entwickelten aber eine eigene, weitaus kostengünstigere Variante, die – einschließlich von 35 Tablet-PCs – rund 100.000 Euro kosten soll.

Die Gewerkschaft der Polizei begrüßte das Vorhaben. Schon im Mai 2015 habe man entsprechende Projekte befürwortet, heißt es in einer Mitteilung des Landesvorsitzenden Dietmar Schilff. Er schränkte aber ein: „Das System kann helfen, Arbeit nimmt es der Polizei aber nicht ab.“ Skeptisch reagierte die Opposition im Landtag. CDU-Fraktionschef Björn Thümler sagte: „Mit der heute vorgestellten Prognosesoftware setzt Pistorius wieder eine innenpolitische Forderung der CDU um, die Rot-Grün zuvor für völlig abwegig erklärt hatte.“ Im Mai 2015 habe die CDU die jetzt vom Minister begonnenen Schritte gefordert, SPD und Grüne hätten das abgelehnt, zuletzt im Juni 2016. Thümler meinte, dass die Landesregierung endlich dafür sorgen müsse, dass die Zahl der Verurteilungen wegen Einbrüchen steige. Lediglich 2,6 Prozent aller Einbruchsdelikte führten zu Verurteilungen, das sei viel zu wenig. Jan-Christoph Oetjen (FDP) meinte, die Prognosesoftware in Polizeifahrzeugen sei „wenig zielführend“: „Was wir brauchen, sind deutlich höhere Aufklärungsraten. Nur die haben eine abschreckende Wirkung auf Einbrecher. Dazu braucht es aber keine neue Software, sondern es müssen mehr Polizisten auf die Straße und wir benötigen in jeder Polizeiinspektion eine eigene Ermittlungsgruppe ,Einbruch‘.“