Die Diesel-Besitzer stöhnen, die Städte geraten ins Schleudern, die Autokonzerne pokern: Gewinner der Dieselkrise könnte allerdings das Kraftfahrzeughandwerk werden. Die Betriebe im Bezirk der Handwerkskammer Hannover melden nicht nur steigende Zahlen bei Aufträgen und Umsätzen, auch der Geschäftsklimaindex stieg in der Konjunkturumfrage zum Herbstquartal um neun Punkte. Von einem überraschend positiven Bild sprach Peter Karst, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Hannover, gestern bei der Vorstellung des Konjunkturberichts. Mehr als ein Drittel der Betriebe im Kraftfahrzeughandwerk gehe von zunehmenden Auftragseingängen aus. Derzeit gebe es in den Werkstätten mit fast 80 Prozent eine sehr hohe Kapazitätsauslastung. Bei den positiven Erwartungen könnten nach Meinung von Karst durchaus auch die Diesel-Prämie und mögliche Umrüstungen eine Rolle spielen.

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Die Kraftfahrzeug-Betriebe unterscheiden sich damit vom Gesamtbild des Handwerks im Kammerbezirk. „Die Stimmung ist verhaltener als die Lage, sie ist ein Stück weit zu negativ“, sagte Karst. Die Konjunkturdaten seien nach wie vor gut, es gebe einen stabilen Wachstumskurs. Die Auslastung der Betriebe liege wie im Vorjahr bei 82 Prozent, mehr als ein Fünftel der Unternehmen stellte mehr Personal ein und sowohl die Zahl der Auszubildenden als auch die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen steige ebenfalls. 58 Prozent der Betriebe gaben an, ihre wirtschaftliche Lage sei besser. Dennoch seien die Erwartungen für die Zukunft etwas verhaltener. Dabei spiele zum Beispiel der Brexit eine Rolle, aber auch politische Unsicherheiten im Vorlauf der Europawahl im kommenden Jahr sowie die Frage, wie es auf der bundespolitischen Bühne weitergehe.

In zwei Branchen ist die Lage schwieriger

Deutliche Unterschiede gibt es nicht nur beim regionalen Vergleich, sondern auch in den Einschätzungen der jeweiligen Branchen. So brummt es nach wie vor im Bauhandwerk. Die Aufträge nahmen hier in jedem vierten Betrieb zu. Positive Zahlen gebe es auch im Ausbauhandwerk und im Handwerk für den gewerblichen Bedarf. Schwieriger ist die Lage dagegen im Nahrungsmittelhandwerk, zum Beispiel bei Bäckereien und Fleischereien. Keiner der Betriebe konnte sich über bessere Ergebnisse freuen, mehr als ein Drittel meldete eine abnehmende Nachfrage.

Nach wie vor gibt es in der Branche große Umwälzungen, kleine Betriebe verschwinden, große systemgastronomische Ketten übernehmen das Ruder – eine Konsolidierung, die wohl noch nicht beendet ist, nimmt man bei der Handwerkskammer an. Auch das Gesundheitshandwerk ist der Konjunkturumfrage zufolge pessimistischer. Auch hier gebe es politische Gründe. Es sei schwierig für die Betriebe, Preissteigerungen auf der Einkaufsseite an die Kunden weiterzugeben.

Mehr Pessimismus in Nienburg und Schaumburg

In den einzelnen Regionen sei die Stimmung zwar nach wie vor gut, es gibt aber deutliche Ausschläge nach unten. Im regionalen Geschäftsklimaindex sackten die Kreise Nienburg und Schaumburg um jeweils 36 Punkte ab und liegen jetzt bei 128 beziehungsweise 134 Punkten. Deutlich nach unten ging es auch im Kreis Hameln-Pyrmont, etwas geringer waren die Verluste im Landkreis Diepholz und vor allem in der Region Hannover.

Gerade in den strukturschwachen Regionen habe sich die Stimmung verschlechtert, stellte die Handwerkskammer fest. In diesen Regionen könnten einzelne Entwicklungen eine größere Rolle spielen. So habe der Wegzug des Autozulieferers Faurecia in Stadthagen Auswirkungen auf Handwerksbetriebe im Service- und Dienstleistungsbereich in der Region. Im Landkreis Nienburg führten die Dürre und die damit verbundenen Verluste für die Landwirtschaft wiederum zu Sorgen über künftige Auftragseingänge bei Handwerksbetrieben.