Gehört der Wolf nach Niedersachsen? Einer aktuellen Meinungsumfrage zufolge würde mehr als die Hälfte der Niedersachsen diese Frage bejahen. 67 Prozent der Befragten gaben demnach an, die Rückkehr des Wolfes überwiegend gut zu finden.

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In Auftrag gegeben hatte die Studie der niedersächsische Landesbauernverband zusammen mit weiteren Unterstützern des „Aktionsbündnisses aktives Wolfsmanagement“. In einem kurzen Zeitraum Ende Mai und Anfang Juni führte das Berliner Meinungsforschungsinstitut „pollytix“ Online-Befragungen von 1000 wahlberechtigten Niedersachsen durch. Die Ergebnisse überreichte Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers gestern dem zuständigen Umweltminister Olaf Lies (SPD).

Neben der breiten Zustimmung zur Anwesenheit des Wolfes zeigt die Studie aber auch, dass 72 Prozent der befragten Niedersachsen gleichzeitig die Probleme sehen, die dadurch für die Weidetierhaltung entstehen. Als mögliche Maßnahmen, um hier entgegenzuwirken, befürworten 70 Prozent eine Bestandskontrolle der Wolfspopulation. Sie unterstützen also die Idee, eine Obergrenze der Wolfspopulation festzulegen, und bei Überschreiten dieser Grenze Tiere gezielt zu bejagen. Nur 23 Prozent der Niedersachsen wünschen sich eine unbegrenzte Vermehrung des Wolfes. 83 Prozent der Befragten finden es zudem richtig, den Wolf aus bestimmten Gebieten fernzuhalten, wenn dort die Tiere nicht angemessen eingezäunt werden können, beispielsweise auf Deichen. Damit erfährt auch die Forderung nach sogenannten „wolfsfreien Zonen“ Rückendeckung aus der Bevölkerung.

Bürger sehen Gefahr für Nutztiere

36 Wolfsrudel und zwei Wolfspaare zählt das offizielle Wolfsmonitoring der Landesjägerschaft derzeit. Die Population entwickelt sich demnach positiv, was laut Umfrage auch die Bevölkerung so wahrnimmt. 65 Prozent der Befragten gaben an, von einer steigenden Zahl von Wölfen auszugehen. Knapp über die Hälfte der Befragten schlussfolgerten daraus, dass der Wolf deshalb nicht vom Aussterben bedroht sei. Als Gefahr wird der Wolf aber kaum wahrgenommen. Allein die Bedrohung von Nutztieren wird von der Bevölkerung als solche wahrgenommen. Fast drei Viertel der Befragten gaben an, der Wolf stelle eine große Gefahr für Schafe, Rinder und weitere Nutztiere dar.

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Dass der Wolf auch für den Menschen, den Tourismus oder die Artenvielfalt ein Problem darstellen könnte, werde von den Befragten allerdings nicht so gesehen. Eine deutliche Mehrheit von 65 Prozent der Befragten gab an, den Abschuss von Wölfen für richtig zu halten, wenn diese wiederholt Nutztiere reißen. Nur die Hälfte der Niedersachsen unterstützt diesen Schritt jedoch, wenn sich Wölfe Siedlungen oder Menschen nähern.

Diese Umfrage zeigt jetzt: Die öffentliche Diskussion ist deutlich unaufgeregter, es zeigt sich ein differenziertes Bild.

Umweltminister Lies begrüßte die ausgewogenen Antworten der Umfrage: „Wir reden viel über den Wolf, dessen Akzeptanz und den Umgang mit ihm. Dabei haben wir unser ganz eigenes Bild. Diese Umfrage zeigt jetzt: Die öffentliche Diskussion ist deutlich unaufgeregter, es zeigt sich ein differenziertes Bild.“ Die Menschen begrüßten, dass der Wolf in Niedersachsen lebt, wollen ihm aber auch klare Grenzen setzen. Es müsse Schutz für Weidetierhaltung geben, die in der Bevölkerung einen großen Stellenwert hat, fasste Lies die wesentlichen Punkte zusammen.

Landvolk-Vizepräsident Ehlers zeigte sich überrascht von der „deutlich erkennbaren Unterstützung einiger unserer Forderungen.“ Er hofft darauf, dass die Ergebnisse dem Umweltminister bei weiteren Entscheidungen Rückenwind geben werden. Ehlers und seine Mitstreiter wünschen sich für Niedersachsen ein aktives Wolfsmanagement inklusive eines gezielten Abschusses der Tiere, falls dies nötig wird.

Lies will „Dialog der Gemäßigten“

Umweltminister Lies kündigte an, die Ergebnisse der Umfrage nun selber noch einmal auswerten zu wollen. Anschließend wolle er mit den Auftraggebern zu einer gemeinsamen Interpretation kommen und schließlich in einen „Dialog der Gemäßigten“ eintreten. Dabei solle dann auch die Frage erörtert werden, wie genau Maßnahmen aussehen können, wenn sich die Population des Wolfes weiter entwickelt wie bislang.