Die Lehrer in Niedersachsen teilen im Großen und Ganzen die aktuellen bildungspolitischen Ziele, sie sehen sich aber nicht besonders unterstützt durch „die Behörden“. Das ist das Resultat einer Online-Befragung an niedersächsischen Schulen, die im vergangenen Juni stattgefunden hat. Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) stellte die ersten Ergebnisse am Montag vor, Autoren der Studie sind Psychologen der Leuphana-Universität in Lüneburg. Die Fragebögen wurden an alle rund 90.000 Lehrer im Land verschickt, elf Prozent von ihnen (rund 10.000) haben sie ausgefüllt und zurückgesandt. Davon sind fast zwei Drittel Lehrerinnen, ein Drittel Lehrer. 83 Prozent sind Lehrkräfte, elf Prozent Schulleiter und 6 Prozent pädagogische Lehrkräfte. Die Autoren haben die Ergebnisse so gewichtet, dass ein repräsentativer Schnitt herausgekommen ist.

Zu vielen detaillierten Tätigkeiten im Schulalltag sollten die Lehrer angeben, ob diese Arbeit viel Raum einnimmt, ob sie ihnen sinnvoll und nachvollziehbar erscheint – und ob sie das Gefühl haben, dass sie die Aufgabe bewältigen können. Dazu wurde noch gefragt, ob sie eine „geeignete Unterstützung“ von der Schulleitung oder den Behörden bekommen. Im Ergebnis teilt die große Mehrheit die Aufgaben der Inklusion, der Sprachförderung, der verstärkten Ganztagsbeschulung und der Zusammenarbeit mit Eltern und Organisationen wie etwa Schülervertretungen. Hier gibt es Abstufungen, so wird bei Gymnasiallehrern die Sinnhaftigkeit am geringsten eingeschätzt. Einen Unterschied gibt es zwischen Lehrern und Schulleitern – die Mitglieder von Schulleitungen meinen stärker, mit den ihnen gestellten Aufgaben zurecht zu kommen als die Lehrer mit ihren. Allerdings ist der Druck auf die Leitungen von Grundschulen offenbar größer als in anderen Schulformen.

Ein anderes Teilresultat betrifft alle Schulformen, teilt das Ministerium mit: Bei keiner Tätigkeit hatten die Befragten angegeben, dass sie gute Unterstützung durch Behörden erfahren. „Da müssen wir einfach besser werden. Das ist ein Arbeitsauftrag, den ich ganz klar aus den Ergebnissen der  Online-Befragung mitnehme“, sagte Heiligenstadt.

Die Ministerin will nun „nicht aktionistisch und mit Schnellschüssen“ vorgehen. Sie sagt aber, das Beratungs- und Unterstützungssystem solle besser werden. Sprachbildungs- und Inklusionszentren sollten „fachgenauer“ tätig werden, die externe Evaluation werde als „nicht sinnhaft“ angesehen. Die von der Kultusministerkonferenz getragenen Vergleichsarbeiten in der dritten und achten Jahrgangsstufe würden als starke Belastung und als wenig sinnhaft angesehen. „Das kann nicht so bleiben, wie es ist“, sagt Heiligenstadt.

GEW-Landeschef Eberhard Brandt sagte, die Untersuchung belege „die derzeitigen autoritären Strukturen der Landesschulbehörde“. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte erklärte, man wolle Heiligenstadt bei ihrem Reformversprechen beim Wort nehmen. Der Philologenverband forderte „umgehend eine wirkliche Arbeitszeituntersuchung“, auf deren Basis müsse dann die Lehrerarbeitszeit abgesenkt werden.

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