Neue dunkle Wolken ziehen über dem Libeskind-Bau des neuen Audimax der Leuphana-Universität in Lüneburg auf: Die Kosten, die vom Ministerium bisher auf 87,2 Millionen Euro geschätzt werden, können noch einmal um mehr als zehn Millionen Euro steigen. Einen Bericht der Lüneburger „Landeszeitung“, wonach in in einer internen Aufstellung von wahrscheinlichen Kosten in Höhe von 97,8 Millionen Euro die Rede sei, wollte das Wissenschaftsministerium am Mittwoch nicht bestätigen. Es hätten sich „weitere Risiken“ ergeben, die sich wohl zu „tatsächlichen Mehrkosten“ entwickeln könnten, sagte ein Sprecher von Ministerin Gabriele Heinen-Kljajic.

Allerdings gibt es, was den Leuphana-Bau angeht, offenbar noch ein viel größeres Problem: Der Neubau muss nach bisherigen Festlegungen Ende Januar 2017 in Betrieb genommen werden, damit die EU-Zuwendungen in Höhe von rund 14 Millionen Euro fließen können. Falls der Termin nicht gehalten werden kann, droht eine Rückforderung aus Brüssel. Das Wissenschaftsministerium teilt dazu mit: „Der Terminplan bleibt weiterhin kritisch.“ Zwar steht der Rohbau bereits, aber es herrschen offenbar auch in den Landesbehörden Zweifel, dass alles bis Ende Januar fertig und bezugsfertig sein kann. Ein Sprecher des Ministeriums erwähnte gestern gegenüber dem Rundblick neue „Abschlussleitlinien der EU“, die eine verbindliche Fertigstellung erst bis Ende März 2017 vorsähen. Dies wäre in jedem Fall eine erhebliche Überschreitung des ursprünglichen Plans, den Neubau im Oktober 2014 feierlich zu eröffnen.

Wie es heißt, wird Heinen-Kljajic noch in diesem Jahr den Landtagsgremien mitteilen, wie sich die Kosten entwickelt haben und wo die Gründe für den höheren Bedarf liegen. Angeblich sind Umstände ausschlaggebend, die bei jedem größeren Bauvorhaben zu Buche schlagen – der Ausfall einer Handwerksfirma, die nötige Verstärkung von Wänden oder auch die Beseitigung von Altlasten im Boden. Spannend wird dann auch die Frage, inwieweit das Land Niedersachsen weitere Mittel in das seit Jahren hoch umstrittene Projekt stecken wird. Bisher trägt das Land einen Anteil von 21 Millionen Euro. Wie es heißt, könnte der Betrag um weitere 15 Millionen Euro steigen.

Das Bauvorhaben in Lüneburg erhitzt seit langem die Gemüter. Wegen der ständigen Steigerung der Gesamtkosten, die anfangs noch bei 57,7 Millionen Euro taxiert worden, wird in Landtagskreisen über „die niedersächsische Elbphilharmonie“ gespottet. Ein Bericht der Oberfinanzdirektion hatte vor zwei Jahren den schlimmsten aller Fälle beschrieben und gemeint, das Projekt könne bis zu 125 Millionen Euro verschlingen, wenn sich alle möglichen Risiken zu Mehrkosten entwickeln würden. Ein wesentlicher Grund für den höheren Aufwand sei in der eigentümlichen Art der Bauausführung begründet – so hat Architekt Daniel Libeskind in dem achtgeschossigen, 37 Meter hohen Gebäude mehrere spitze Winkel angelegt, die teilweise offenbar nur schwer zu verwirklichen sind.

Ein heikler Punkt ist eine Nutzungsvereinbarung zwischen der Universität, der Stadt und dem Landkreis Lüneburg. Ursprünglich wurde überlegt, den Hörsaal für 11.000 Studenten, der von Anfang an als überdimensioniert galt, auch als Lüneburger Stadthalle zu nutzen. Seit einiger Zeit mehren sich aber Zweifel, ob die Vereinbarung dafür überhaupt noch zustande kommt. Das Wissenschaftsministerium teilt mit, die drei Beteiligten seien derzeit noch „in der Abstimmung“. Gleichzeitig wird in Lüneburg aber seit einigen Monaten über eine neue „Arena für Sport und Kultur“ gesprochen, deren erste Planungen bereits in den kommunalen Gremien vorgestellt worden sind.  Dies könnte darauf hindeuten, dass das Interesse von Stadt und Landkreis am neuen Audimax womöglich nicht mehr vorhanden ist. Beide sollen sich aber mit sieben Millionen Euro an den Kosten des Leuphana-Baus beteiligen.