In Niedersachsen hinken zwei Landkreise und eine Stadt laut Statistik bei den Masern-Impfungen hinterher. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion hervor. In Lüchow-Dannenberg sowie dem Kreis und der Stadt Osnabrück liegt die Quote bei der zweiten Impfung teilweise deutlich unter 90 Prozent. Die zweite Impfung ist laut Robert-Koch-Institut keine so genannte „Auffrischimpfung“, sondern wichtig für einen sicheren und kompletten Impfschutz. Bei der ersten Impfung liegen noch alle Städte und Landkreise über der Marke von 90 Prozent. Erst bei der zweiten Impfung fallen Lüchow-Dannenberg (87,3 Prozent), die Stadt Osnabrück (85,5 Prozent) und der Landkreis (89,8 Prozent) ab.

Das Gesundheitsamt im Kreis Osnabrück, zuständig für Stadt und Landkreis, schaut sich die Zahlen derzeit genauer an und sucht nach Gründen, die bisher möglicherweise noch nicht aufgefallen sind. Die Gründe könnten allerdings vielfältig sein und reichen von Flüchtlingskindern, die bis zum dritten Lebensjahr gegebenenfalls nicht die entsprechenden Impfungen haben über impfskeptische Eltern bis hin zu Ärzten, die den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission nicht in vollem Umfang folgen. Gerhard Bojara vom Gesundheitsdienst Osnabrück warnt auch vor einer sich ausbreitenden Impfmüdigkeit. Vor allem viele Erwachsene erinnerten sich zum ersten Mal wieder an ihr Impfbuch, wenn sie verreisen wollten. Bei Kindern gebe es eine bessere Kontrolle durch die Untersuchungen der Kinderärzte.

Auch im Kreis Lüchow-Danneberg gibt es laut zuständigem Gesundheitsamt unterschiedliche Gründe für die niedrigere Impfquote. Zum einen sei der Landkreis dünn besiedelt, so dass die Anfahrten zu den Kinderärzten länger seien als anderswo. Zum anderem lebten in dem Landkreis viele Menschen mit einer Weltanschauung, die Impfungen kritisch bewerteten. Auch der Zuzug von Flüchtlingen, die häufiger zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung noch unvollständig geimpft seien, führe zu niedrigeren Impfquoten, heißt es. Das Gesundheitsamt will mit Impfberatungsaktionen und einer intensiven Öffentlichkeit dagegenhalten.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt Masern als eliminiert, wenn 95 Prozent der Bevölkerung über einen ausreichenden Impfschutz verfügen. In Niedersachsen erreicht nicht einmal ein Drittel der Städte und Landkreise die 95-Prozent-Marke. Der Landesdurchschnitt liegt allerdings nicht weit entfernt: bei 93,3 Prozent. Sylvia Bruns, Sprecherin für Soziales bei der FDP-Landtagsfraktion, hält die Impfquote in Niedersachsen generell für ausbaufähig. „Wir hoffen dass sich die Kommunen jetzt darum kümmern.  Lieber Impfpartys als Masernpartys“, meint Bruns.

Im bundesweiten Vergleich steht Niedersachen verhältnismäßig gut da. Im vergangenen Jahr gab es 15 Masernfälle im Land. Davon traten sieben Fälle im Landkreis Leer auf, hier vor allem in einer Familie und deren Freundeskreis. „Die restlichen Fälle waren sporadische Einzelfälle“, heißt in der Antwort des Sozialministeriums. In diesem Jahr wurden bisher vier Masernfälle in Niedersachsen gemeldet. Davon traten drei Fälle in der Region Hannover auf. Die Rede ist von einem „innerfamiliären Ausbruch mit Import aus der Ukraine“. In Oldenburg wurde einmal Masern diagnostiziert. Der Patient soll sich in Serbien angesteckt haben. „In den letzten Jahren beschränkte sich die Verbreitung der Masern in Niedersachsen im Wesentlichen auf Einzelfälle und Übertragungen innerhalb der Familie“, so das Sozialministerium. In anderen Bundesländern gibt es teilweise deutlich mehr Masernfälle. In Nordrhein-Westfalen waren es allein in diesem Jahr bereits 116 Fälle, in Baden-Württemberg 51 und in Bayern 34. Bundesweit wurden laut Robert Koch-Institut in diesem Jahr bisher 273 Mal Masern diagnostiziert.