Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen

Den Zahlen nach habe das Land Niedersachsen die Corona-Pandemie bisher ganz gut überstanden. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest das Landesamt für Statistik in seinem neusten „Niedersachsen Monitor“, den Behördenpräsidentin Simone Lehmann vorgestellt hat. „Im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020 sehen wir anhand der Daten Erholungstendenzen im Jahr 2021, und diese Erholung hat sich auch im ersten Halbjahr 2022 fortgesetzt. Das Land ist bisher insgesamt stabil durch die Corona-Jahre gekommen“, bilanzierte Lehmann. Bei den wirtschaftlichen Kennzahlen liegt Niedersachsen allerdings zurück. Das Bundesinlandsprodukt stieg laut Statistikamt 2021 in Niedersachsen im Vergleich zum Vorjahr nur um 1,7 Prozent und damit weniger stark als im Bundesdurchschnitt, der bei 2,9 Prozent gelegen habe.

In starkem Maße sei die Tourismusbranche von den Corona-Beschränkungen beeinträchtigt gewesen, da Beherbergungsbetriebe nur eingeschränkt geöffnet werden konnten, erläuterte Lehmann. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 sei die Zahl der Übernachtungen um 35 Prozent zurückgegangen. Im Jahr 2022 scheint sich die Lage in der Tourismusbranche aber wieder zu erholen, wenngleich die steigenden Energiekosten den Unternehmen Sorgen bereiten. Weitere Gründe für das gedämpfte Wirtschaftswachstum erkennt Lehmann in den gestörten Lieferketten, die 2021 wesentlich auf Beschränkungen in China zurückzuführen gewesen seien. Diese hätten in Niedersachsen das verarbeitende Gewerbe, insbesondere die Automobilindustrie schwer getroffen. Weitere Erkenntnisse des statistischen Jahresberichts im Überblick:

Bevölkerung wächst dank Zuwanderung

Es gibt so viele Niedersachsen wie nie zuvor, im Bundesschnitt wuchs die Bevölkerungszahl überdurchschnittlich stark an. Bereits in der Vorjahresbetrachtung hatte das Land die Bevölkerungsmarke von acht Millionen Einwohnern überschritten. Inzwischen habe sich diese Tendenz verfestigt, erläuterte Lehmann. 23.610 Einwohner sind statistisch gesehen 2021 hinzugekommen, was rund 0,3 Prozent entspricht. Bundesweit war die Bevölkerung nur um 0,1 Prozent angewachsen. Erreicht werde dieser Anstieg in Niedersachsen ganz entscheidend durch Zuwanderungsgewinne. Die Einwanderungen nach Niedersachsen überragten die Lücke zwischen Todesfällen und Geburtenrate. 

Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen

Babyboom dank Lockdown

Im Jahr 2021 stieg die Zahl der Geburten in Niedersachsen deutlich um 2322 Kinder oder 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Die Statistiker führen diesen Effekt auf die Corona-Pandemie zurück, die die Lebensplanung vieler Paare beeinflusst habe. Im Jahr 2022 sei die Zahl der Geburten wieder gesunken, berichtete Lehmann. Bemerkenswert ist auch, dass die Zahl der Kinder unter drei Jahre, die im Jahr 2021 zuhause betreut wurden, überdurchschnittlich hoch war. Die Quote der in Kindertagesstätten betreuten Kleinkinder sank demnach auf 31,9 Prozent. Auch diese Entwicklung führen die Statistiker auf die Pandemie zurück, in der mehr Eltern im Homeoffice gearbeitet haben oder sich entsprechend längere Elternzeiten erlaubt hätten.

Eheschließungen werden nachgeholt

Die Zahl der Eheschließungen erreichte 2021 einen historischen Tiefststand, sie sank in Niedersachsen um 5,5 Prozent. Seit dem ersten Weltkrieg seien in Niedersachsen nicht so wenige Ehen geschlossen worden, ordnete Lehmann die Zahlen ein. Allerdings sei im Jahr 2022 eine Kehrtwende zu erkennen. Zu erklären sei auch die Entwicklung mit den Beschränkungen der Pandemie. Im zweiten Corona-Jahr haben sich vermutlich mehr Paare gedacht, dass sie ohne große Familienfeier keine Heirat wollen – und haben den Eheschließungstermin aufgeschoben.

Quelle: Landesamt für Statistik Niedersachsen

Arbeitsmarkt wird zum Arbeitnehmermarkt

Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Arbeitslosen in Niedersachsen im Vergleich zum Bundestrend stärker ab. Die Arbeitslosenquote lag nur noch bei 5,5 Prozent, bundesweit lag sie bei 5,7 Prozent. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten stieg derweil um 1,4 Prozent an. Gleichzeitig sank die Zahl der Mini-Jobber um 1,9 Prozent. Der Arbeitsmarkt entwickle sich also zunehmend zu einem Arbeitnehmermarkt, erklärte Lehmann.

Stabile öffentliche Haushalte

Der öffentliche Gesamthaushalt habe sich 2021 im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 wieder erholt, berichtete die Präsidentin des Landesamts für Statistik. Die Einnahmen des Landes und der Kommunen seien laut Bericht auf 7537 Euro pro Kopf gestiegen, ein Zuwachs um 9,3 Prozent. Die Ausgaben stiegen im selben Zeitraum nur um 5,1 Prozent.

Neuer Indikator Elektromobilität

Erstmals hat das statistische Landesamt Zahlen zur Elektromobilität erhoben. Demnach gab es 2021 rund 67.000 E-Autos in Niedersachsen, was 1,4 Prozent an allen Kraftfahrzeugen ausmache. Eines von 73 Autos war also rein elektrisch betrieben. Je 1000 Einwohnern habe es acht reine Elektro-Fahrzeuge gegeben, ordnete Lehmann ein.