Sandra Mehmecke ist die erste Präsidentin der neuen niedersächsischen Pflegekammer. Die Mitglieder der Kammerversammlung wählten die Gesundheits- und Krankenpflegerin in Hannover für eine Amtszeit von fünf Jahren. Mehmecke sprach nach der Wahl von einem historischen Tag. „Ich bin unheimlich stolz, dass uns als Pflegefachkräften zugetraut wird, unseren Beruf selbst zu verwalten. Das ist ein Ausdruck gesellschaftlicher und politischer Wertschätzung.“ Aufgabe sei es jetzt, die professionelle Kompetenz der Pflege langfristig sicherzustellen. Das sei das Ziel der Pflegekammer, das sie in guter Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Berufsverbänden erreichen wolle.

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Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann sagte, mit der neuen Kammer sei man in der Pflege einen großen Schritt weiter. „Bisher wurde viel über die Pflege gesprochen, aber nicht mit der Pflege. Und das ändert sich jetzt“, so Reimann. Es habe an einem Ansprechpartner für Politik und Verbände sowie an einer Stimme der Pflegekräfte gemangelt. Bis zur Pflegekammer sei es ein langer Weg gewesen, erinnerte Reimann. Vor achteinhalb Jahren habe die SPD-Fraktion noch in der Oppositionszeit den ersten Entschließungsantrag für eine Pflegekammer im Landtag eingebracht.

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Im siebenköpfigen Kammervorstand, der am Mittwoch im HCC in Hannover gewählt wurde, ist die Altenpflege unterrepräsentiert. Unter den bisher knapp 58.000 registrierten Mitgliedern der Kammer liegt der Anteil der Altenpfleger bei etwa einem Viertel, ebenso in der 31-köpfigen Kammerversammlung. In dem Gremium vertreten 20 Mitglieder die Gesundheits- und Krankenpflege, acht die Altenpflege und drei die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. In den Vorstand wurde allerdings nur einer der zwei Bewerber aus der Altenpflege gewählt. In der Wahlordnung war lediglich vorgeschrieben, dass es aus jedem der drei Bereiche mindestens einen Kandidaten geben muss.

In der Mitte: Sozialministerin Carola Reimann (li.) und die neue Pflegekammer-Präsidentin Sandra Mehmecke – Foto: MB.

Laut Mehmecke verstehen sich die allermeisten Mitglieder in der Kammerversammlung allerdings nicht mehr als Vertreter einer der drei Berufsgruppen, sondern vor allem als Pflegefachkraft. Der Vorstand vertrete alle Gruppen. „Zudem arbeiten in den stationären Altenhilfeeinrichtungen zum Großteil Gesundheits- und Krankenpflegekräfte. Der Anteil der Altenpfleger liegt auch dort nicht bei 100 Prozent“, so die Kammerpräsidentin.

Die Situation in der Pflege und der Pflegekräfte wird sich nicht durch solche Zwangsstrukturen verbessern

Sylvia Bruns (FDP)

Die Landtagsopposition gab ein geteiltes Echo auf die Wahl des neuen Pflegekammer-Vorstands. „Mit der Pflegekammer haben wir der Berufsgruppe der Pflege die Möglichkeit gegeben, ihre Interessen gegenüber Politik und Gesellschaft kraftvoll und nachdrücklich zu vertreten und ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen“, sagte Meta Janssen-Kucz, pflegepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Die Kammer sei eine starke und unabhängige Interessenvertretung für die Pflege. Für Sylvia Bruns, sozialpolitische Sprecherin der FDP, ist die Kammer dagegen geprägt von Bürokratie und Zwangsmitgliedschaft. „Die Situation in der Pflege und der Pflegekräfte wird sich nicht durch solche Zwangsstrukturen verbessern“, so Bruns. Die Kammer sei keine Entlastung, sondern mit zehn Euro Mindest-Zwangsbeitrag eher eine Belastung für die Pflegekräfte.

Kammer-Geschäftsführer Manuel Ahting rechnet damit, dass die Kammer am Ende voraussichtlich deutlich mehr als 80.000 Mitglieder haben wird. Durch die Kammer werde es künftig auch endlich valide Zahlen über die Branche geben. Zum Beispiel werde man wissen, wie viele Pflegekräfte in den nächsten Jahren altersbedingt aus dem Beruf aussteigen werden.