Die Corona-Inzidenzzahlen steigen in Niedersachsen flächendeckend wieder an. Mit einem Wert von 11,3 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen liegt das Land derzeit leicht über dem Bundesschnitt. Zu Beginn des Monats lag der Wert noch bei 2,9. Dabei lässt sich das Infektionsgeschehen nicht lokal eingrenzen: Bereits in 21 Landkreisen liegt der Wert wieder über dem Schwellenwert von 10 Neuinfektionen. „Daran wird deutlich, dass es sich nicht um einzelne Ausreißer handelt, sondern um ein breites Geschehen“, bewertete Claudia Schröder, Vize-Leiterin des Corona-Krisenstabs, die aktuelle Entwicklung.

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Doch die Infektionen scheinen einen deutlich glimpflicheren Verlauf zu haben als früher. „Die Anzahl der Verstorbenen steigt nicht im gleichen Ausmaß“, erklärte Schröder. Das sei auch darauf zurückzuführen, dass inzwischen ein Großteil der Infizierten der Alterskohorte zwischen 15 und 29 Jahren angehört. Es sind also die jungen Menschen, die sich aufgrund wieder gestiegener Kontakte anstecken. In derselben Gruppe liegt zudem bislang die Impfquote deutlich unter dem Durchschnitt, was damit zu begründen ist, dass die Impfreihenfolge noch nicht so lange aufgehoben ist. Dass es weniger schwere Verläufe gibt, zeige sich auch an der entspannten Situation in den Krankenhäusern, erläuterte Schröder. Einen Einfluss darauf habe auch die Eigenschaft der Delta-Variante, die zwar ansteckender ist aber zu weniger schlimmen Verläufen führt.

Weitere Beschränkungen bei 35er- und 50er-Marke

Dennoch will das Land Niedersachsen vorerst an den in der Corona-Verordnung und im Stufenplan festgeschriebenen Schwellenwerten festhalten. Die ersten Verschärfungen bei den Beschränkungen greifen bereits ab einer Corona-Inzidenz von 10, weitere Marken sind die 35 und die 50. Überschritt der Inzidenzwerte die Marke von 100, griff bis Ende Juni noch die sogenannte Bundesnotbremse. In den Gesundministerien der Länder und des Bundes wird derweil darüber diskutiert, ob die Schwellenwerte nicht angepasst werden müssten, um erneute Schließungen etwa des Einzelhandels oder der Gastronomie bei weiter steigenden Infektionszahlen zu verhindern. Auch wird überlegt, ob nicht ein neuer Indikator entwickelt werden könnte, der die tatsächliche Bedrohungslage besser abbildet – beispielsweise indem die Belegung der Intensivbetten mit einbezogen wird.

Niedersachsens Regierungssprecherin Anke Pörksen erklärte aber gestern, dass die aktuelle Verordnung und die Grenzwerte vorerst bleiben und weitere Einschränkungen drohen, wenn die 35er- und die 50er-Marke überschritten werden. Sie stellte allerdings in Aussicht, dass die derzeit geltende Corona-Verordnung vor ihrem terminierten Ende Anfang September noch einmal überarbeitet werden könnte. Ein solcher Schritt, bei dem die Schwellenwerte angepasst werden könnte, stehe aber nicht in den kommenden Wochen, sondern frühestens im Laufe des Augusts an, so Pörksen.


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