Der Börsengang der Porsche AG beschert der niedersächsischen Wissenschaftsförderung einen unverhofften Geldsegen. Zusätzlich zu den jährlichen Mitteln aus der VW-Dividende erhält das Land in diesem Jahr eine Sonderdividende in Höhe von 576,3 Millionen Euro. Wie Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) am Mittwoch gemeinsam mit Georg Schütte, dem Generalsekretär der Volkswagenstiftung, und der Vorsitzenden der Landeshochschulkonferenz, Prof. Susanne Menzel-Riedl, erklärte, sollen die zusätzlichen Gelder auf die kommenden fünf Jahre verteilt werden.

Foto: Niklas Kleinwächter

Grob gesagt verhält es sich mit dem nun als „Agenda Zukunft Niedersachsen“ betitelten Wissenschaftsprogramm wie zuvor mit den Programmen „Niedersächsisches Vorab“ beziehungsweise „Sprung“, wie es zuletzt genannt worden ist. Was sich verändert, ist derweil das Gesamtvolumen, das sich laut Minister Mohrs auf insgesamt eine Milliarde Euro summieren könnte, wenn die Gelder aus der VW-Dividende in einer ähnlichen Höhe wie bislang ausgeschüttet werden. Für die Umsetzung ist auch hier die Volkswagenstiftung zuständig, die zusammen mit einem sechsköpfigen Strategiebeirat über die Verteilung der Gelder in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsministerium entscheidet. Schütte sagte am Mittwoch vor Journalisten: „Das Programm sendet die richtigen Signale: Wir wollen Spitzenforschung in Niedersachsen.“ Er erklärte, die Stiftung trete in dem Prozess als Innovationstreiber, Ideenschmiede, Vertrauenspartner und Umsetzungsmotor auf.

Drei Entwicklungsfelder werden gefördert

Gefördert werden sollen mit dem Geld künftig schwerpunktmäßig Projekte aus drei Themenbereichen. 300 Millionen Euro aus der Sonderdividende sollen im Entwicklungsfeld „Transformation“ eingesetzt werden. Mohrs sagte, man wolle die aktuellen Veränderungen in wichtigen Bereichen nicht einfach geschehen lassen, sondern gestalten. Deshalb sollen Forschungsvorhaben beispielsweise zur Mobilität, zur Kreislaufwirtschaft oder zur Agrar- und Ernährungswirtschaft unterstützt werden. Zudem soll es darum gehen, den Wissenstransfer zu fördern.

Das Entwicklungsfeld „Digitalität“ wird mit 150 Millionen Euro ausgestattet, die etwa für Projekte zur Künstlichen Intelligenz eingesetzt werden können. Mohrs möchte an dieser Stelle „der riesengroßen Bedeutung von Daten als Ressourcen in der Wissenschaft“ Rechnung tragen. Auch die Quantenforschung soll hierbei bedacht werden. Der Verbund „Hochschule Digital Niedersachsen“ biete zudem eine gute Grundlage dafür, digitale Lehre und Forschung weiterzuentwickeln. Der Wissenschaftsminister verspricht sich davon auch, dass Niedersachsen von Professoren sowie Studenten als moderner Wissenschaftsstandort wahrgenommen wird.

Das führt direkt zum dritten Entwicklungsfeld, der „Spitzenforschung“, die aus der Sonderdividende mit 125 Millionen Euro bedacht wird. Dieses Geld soll dafür eingesetzt werden, erfolgsversprechende Forschungsstandorte gezielt zu fördern, um sie für Professoren zu attraktiven Arbeitsplätzen zu machen. Die Wissenschaftler sollen ermutigt werden, „ins Neue zu gehen“ und die Grundlagenforschung zu wagen, erläuterte Mohrs.



Prof. Menzel-Riedl sieht in der Millionenförderung die Chance, die Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulen in Niedersachsen zu verbessern. Der Sanierungsstau, die vergleichsweise geringe Besoldung der Professoren sowie die schwache Grundfinanzierung machten Niedersachsen nicht unbedingt zu einem attraktiven Forschungsstandort. Die erhoffte Milliarde sei nun zwar nicht dazu geeignet, alle Probleme abzuräumen, aber einen riesigen Berg abzuarbeiten, sagte die Vorsitzende der Landeshochschulkonferenz. Sie lobte explizit die Förderung der „kostenintensiven Spitzenforschung“. Investitionen in Maßnahmen zur Personalgewinnung würden sich auch noch in den kommenden fünf bis zehn Jahren bezahlt machen. Zudem begrüßte sie die Ausrichtung der Förderung auf Wissenschaftsräume und Forschungsverbünde. „Forschung kann nicht singulär vorangetrieben werden“, sagte sie.

Für Wissenschaftsminister Mohrs sind die zusätzlichen Fördermittel auch ein Vehikel, um seinem Ziel, künftig mindestens eine Exzellenz-Universität in Niedersachsen zu haben, näherzukommen. Dazu sollen nun die aussichtsreichsten Standorte gefördert werden, die Chancen haben, in der ersten Förderrunde als Exzellenz-Cluster ausgewählt zu werden. Zwei erfolgreiche Forschungs-Cluster sind dann wiederum Voraussetzung, um in der zweiten Runde auf Bundesebene als Exzellenz-Universität ausgewählt zu werden.