Noch immer gelangen durch die landwirtschaftliche Nutzung zu viel Stickstoff und Phosphat in Niedersachsens Böden – und gefährden so das Grundwasser. In sieben Landkreisen wurde die Obergrenze für Stickstoff und in sechs jene für Phosphat überschritten. Das erklärte Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) am Mittwoch in Hannover bei der Vorstellung des Nährstoffberichts 2018. In diesem wird dargestellt, wie viel Wirtschaftsdünger und wie viele Gärreste im Zeitraum vom 1. Juli 2017 bis zum 30. Juni 2018 im Bundesland angefallen sind und wohin diese verbracht wurden.

Vor allem aber im Nordwesten entsteht nach wie vor durch Tierhaltung und Biogasanlagen zu viel Stickstoff – Foto: photoprojektrm

Damit wird nun erstmals betrachtet, wie sich die neue Düngeverordnung auswirkt, die am 2. Juni 2017 in Kraft getreten ist. Laut Bericht gibt es zwar weniger Dung und darin auch weniger Nährstoffe als im vorherigen Berichtszeitraum. Vor allem aber im Nordwesten entsteht nach wie vor durch Tierhaltung und Biogasanlagen zu viel Stickstoff. Mit durchschnittlich 197 Kilogramm pro Hektar wird der Grenzwert um 27 Kilogramm überschritten. Entsprechend zu hoch ist auch die Menge Stickstoff, die als Düngemittel wieder auf die Felder gegeben wird. Die Landkreise Cloppenburg, Vechta, Grafschaft Bentheim, Emsland, Oldenburg, Ammerland und Rotenburg sind dabei traurige Spitzenreiter.

Insgesamt werden in Niedersachsen rund 50.000 Tonnen Stickstoff mehr aufgebracht als eigentlich für Ackerflächen und Grünland benötigt werden. Das ist zwar weniger als im vorherigen Nährstoffbericht. Die Differenz lässt sich allerdings vor allem mit der Witterung erklären: Zuerst waren die Felder zu nass und später zu trocken, um Dünger überhaupt aufnehmen zu können.

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Um die Nährstoffbelastung im Boden und schließlich in den Gewässern weiter gezielt reduzieren zu können, setzt Niedersachsens Agrarministerin Otte-Kinast nun auf bessere Kontrollmöglichkeiten. So sollen in Zukunft genauere und mehr Daten über ein elektronisches Meldesystem erfasst werden. Beim aktuellen Nährstoffbericht hätten die Behörden zahlreiche Unstimmigkeiten festgestellt, weil die errechnete Düngemenge nicht mit der tatsächlich verbrachten übereinstimmte, berichtete Heinz Hermann Wilkens von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Bei gezielten Kontrollen wurde dann festgestellt, dass etwa bei Biogasanlagen neue Technologien verwendet und so bereits die Gärreste reduziert wurden.

Auch bei den Schweinemastbetrieben hätten weniger Tiere oder eine veränderte Fütterung zu geringen Güllemengen geführt. In beiden Bereichen sei außerdem mehr Dünger in Lagern gelandet, als zunächst angenommen worden war. Die Vor-Ort-Kontrollen hätten aber auch ergeben, dass einige Betriebe nicht ordnungsgemäß gemeldet hätten. Weil Nachmeldungen und Korrekturen noch eingearbeitet werden mussten, habe sich die Veröffentlichung des Berichtes verzögert, erklärte Wilkens.

Otte-Kinast möchte nun mit der Datenbank „die Transparenz der Nährstoffströme besser machen“. Außerdem sieht sie in der Datenbank gleich die Lösung für viele Probleme. „Wir haben eigentlich alle Daten, die wir brauchen, und müssen sie nur noch mit einem Klick zusammenfügen.“ Das könne dann auch Bauanträge beschleunigen, sagte die Ministerin. Miriam Staudte von den Grünen kritisierte allerdings die Pläne der Ministerin: „Statt aktiv gegen die Verseuchung unserer Gewässer vorzugehen, verkündet sie nur, weiter Daten sammeln zu wollen.“

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Es sei außerdem „verantwortungslos“, dass Niedersachsen „als einziges Bundesland keine ,roten Gebiete‘ für schärfere Maßnahmen ausgewiesen“ habe, erklärte Staudte. Tatsächlich haben das Landwirtschafts- und das Umweltministerium nun zwar gemeinsam solche Gebiete ermittelt, in denen die Oberflächengewässer besonders belastet sind. 38 Prozent der Landesfläche seien betroffen, sagte Otte-Kinast. Doch welche genau das sind, ist noch nicht bekannt. Auch sollen dort nun zusätzliche Maßnahmen greifen – welche das sein sollen, behielt die Ministerin aber noch für sich.

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Denkbar wäre zum Beispiel, die Düngemittel vor der Verwendung noch gezielter auf den Nährstoffgehalt zu untersuchen, erklärte Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer. Auch eine bessere Aufbereitung der Gülle spiele eine entscheidende Rolle. Otte-Kinast setzt dabei auf dezentrale Aufbereitungsanlagen, bei denen zum Beispiel dem Dünger Wasser entzogen wird, um ihn besser transportieren zu können. Doch wann diese gebaut werden, konnte die Ministerin noch nicht präzise sagen.