Ob die Braunschweigische Landessparkasse (BLSK) in der Zukunft aus der Nord/LB herausgelöst und zur eigenständigen Sparkasse mit kommunaler Anbindung wird – das soll ein Gutachten ergeben, das der Nord/LB-Aufsichtsrat in den kommenden Wochen in Auftrag geben wird. Vorgesehen ist, dass dann Ende 2024 die Ergebnisse der Studie vorliegen. Der Wunsch besteht, möglichst ein „unabhängiges“ Gutachten zu haben, hob Nord/LB-Aufsichtsratschef Gerald Heere am vergangenen Freitag noch einmal hervor.

Stellen die Neuerungen bei der BLSK vor (von links): Der künftige BLSK-Chef Ingo Lippmann, Nord/LB-Vorständin Ingrid Spletter-Weiß, Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum, Finanzminister Gerald Heere und der amtierende BLSK-Vorstandvorsitzende Christoph Schulz. | Foto: Stadt Braunschweig

Unabhängig davon haben die Spitzen der Nord/LB und der BLSK in einer Pressekonferenz ebenfalls am Freitag ihren Willen zur engen Kooperation und Tuchfühlung betont. Anlass dafür ist eine Veränderung der BLSK-Satzung, die von einigen als Zwischenschritt hin zu einer Abkopplung der Landessparkasse verstanden wird. Sie kann aber auch der Auftakt für eine noch engere Bindung zwischen Landesbank und ihrer Landessparkasse sein. Ab 2024 wird die BLSK unabhängiger von der Landesbankzentrale in Hannover agieren können.

Der Hintergrund ist dieser: Die Städte Braunschweig und Salzgitter, sowie die Kreise Wolfenbüttel, Helmstedt und Holzminden pochen seit vielen Jahren darauf, als Kommunen die Geschicke ihrer Sparkasse, der BLSK, selbst steuern zu wollen. Bisher reagierte die Nord/LB darauf abwehrend. Inzwischen aber erreichte der Konflikt höhere Dimensionen. In den zurückliegenden Monaten hatten im Streit um die IT-Anschaffung für die Nord/LB auch zwei Eigentümergruppen der Landesbank massiv für eine Herauslösung der BLSK aus der Nord/LB geworben – die „Fides“-Gesellschaften der versammelten deutschen Landesbanken und der versammelten deutschen Sparkassen.

Sie haben in den Nord/LB-Gremien eine Sperrminorität von 20 Prozent, die sie bis zum 18. September auch genutzt und die IT-Anschaffung lange blockiert hatten. An diesem 18. September wurde dann auf Druck der „Fides“-Gesellschaften entschieden, dass die Abkoppelung der BLSK aus der Nord/LB gutachterlich untersucht werden soll. Das Interesse von „Fides“ dürfte weniger bei den Braunschweiger liegen und mehr darin begründet sein, die Sparkassen-Zuständigkeit aus der Nord/LB herauszulösen. Nur so könnte „Fides“ später leichter die Option einer Trennung von der Nord/LB realisieren.

Christoph Schulz (links) geht in den Ruhestand, Ingo Lippmann wird sein Nachfolger als BLSK-Chef. | Foto: BLSK

In einer gemeinsamen Pressekonferenz hatten am Freitag Braunschweigs OB Thorsten Kornblum als Chef des BLSK-Verwaltungsrates, Finanzminister Gerald Heere als Nord/LB-Aufsichtsratschef, der bisherige für die BLSK zuständige Nord/LB-Vorstandsmann Christoph Schulz und Ingrid Spletter-Weiß, die künftig im Nord/LB-Vorstand für die BLSK verantwortliche Frau, die Situation erläutert. Schulz geht Ende 2023 in den Ruhestand, dann soll die BLSK allein zuständig werden für das Privatkundengeschäft, für alle Mitarbeiter und Pensionäre von BLSK und Nord/LB in Braunschweig und für Sachentscheidungen. Kreditentscheidungen sollen am gleichen Tag der Festlegung in Braunschweig auch von der Nord/LB freigegeben werden. Viele bisher nötige Rückkopplungen nach Hannover entfallen dann.

Die Braunschweigische Landessparkasse soll „mehr Beinfreiheit“ bekommen. | Foto: BLSK

Kornblum sagte: „Das ist ein Maximum dessen, was erreicht werden konnte.“ Außerdem würden die Braunschweiger Kommunen bei der jetzt beschlossenen Begutachtung zum Thema Herauslösung „nicht am Katzentisch sitzen“, sondern mitwirken. Bisher liegen intern zwei Studien vor, eine von den Braunschweiger Kommunen, die eine Abkapselung für möglich hält, eine andere von der Nord/LB, die von einem solchen Schritt zu große Nachteile für die Nord/LB befürchtet. Wie Heere erklärte, solle das neue Gutachten die Sache „ergebnisoffen“ analysieren, zuvor müsse noch „der Untersuchungsauftrag konkretisiert werden“, die Nord/LB dürfe „insgesamt nicht schlechter gestellt werden“, die betroffenen Kommunen würden in den Gutachterauftrag einbezogen.


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Auffällig war in der Pressekonferenz, wie sehr die bisherige Nord/LB-Spitze ihren Treueschwur zur Braunschweiger Landessparkasse unterstrich. An der Spitze der BLSK soll künftig Ingo Lippmann stehen, der bisher hinter Schulz Nummer 2 in der BLSK war. Er ist nicht zugleich Nord/LB-Vorstandsmitglied, kann damit eigenständiger agieren als es Schulz bisher vermochte. Verantwortlich für die BLSK in der Nord/LB-Spitze ist künftig Ingrid Spletter-Weiß, die selbst in Wolfenbüttel geboren ist. Sie erklärte: „Die BLSK bekommt mehr Beinfreiheit, das ist auch für die Nord/LB ein Gewinn. Die Nord/LB ist erfolgreich, wenn sich alle Einheiten auch erfolgreich entwickeln.“ Sie wolle versuchen, an allen Vorstandssitzungen der BLSK selbst teilzunehmen – und ihr liege „das Braunschweiger Land sehr am Herzen“. Das klang nicht so, als wenn die Nord/LB-Spitze irgendein Interesse hätte, sich wirklich endgültig von der BLSK zu verabschieden.