So mager wie auf zahlreichen Feldern wird es nach diesem trockenen und heißen Sommer auch in den Geldbörsen vieler Landwirte aussehen. Seit gestern sind die finanziellen Auswirkungen der Dürre in konkreten Zahlen festgehalten. 985 Millionen Euro Schaden hat sie in der niedersächsischen Landwirtschaft angerichtet, rund 299 Millionen Euro in der Forstwirtschaft. Diese Zahlen teilte Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) im Landtag mit. 22 Prozent weniger Getreide als im Vorjahr hätten die Landwirte eingefahren, die schlechteste Ernte seit mehr als 40 Jahren. Für einige der 37.000 Betriebe bedeuteten diese Ernten eine Existenzbedrohung. Um das Sterben der Betriebe zu verhindern, soll es jetzt Nothilfen vom Staat geben. Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast rechnet damit, dass sich der Schaden bei den existenzbedrohten Betrieben im Bereich von 80 Millionen bewegt. Die Hälfte ihrer Schäden können in ihrer Existenz bedrohte Landwirte geltend machen, für Land und Bund bedeutet das, dass beide jeweils 20 Millionen Euro Finanzhilfe bereitstellen müssen. Diese Beträge bemessen sich am Rahmen, den gestern Bundesagrarministerin Julia Klöckner veröffentlicht hat. Demnach sollen Bauern, die mehr als 30 Prozent ihrer durchschnittlichen Ernte verloren haben, bis zur Hälfte ihrer Ausfälle erstattet bekommen. Bundesweit geht Klöckner von bis zu 340 Millionen Euro aus dem Etat von Bund und Ländern aus, die ausgezahlt werden müssten.

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Laut neuen Zahlen des Landesamts für Statistik wurden in diesem Jahr 4,7 Millionen Tonnen Getreide geerntet. 1,3 Tonnen weniger als im Vorjahr, das bei den Landwirten durch den verregneten Sommer ebenfalls in schlechter Erinnerung geblieben ist. Der Verlust beim Getreide trifft besonders die Sorten, die zum Verzehr bestimmt sind. 27 Prozent weniger Brotgetreide wurden in diesem Sommer geerntet. Allerdings gibt es recht große regionale Unterschiede. Besonders stark sind die Einbußen im Nordosten Niedersachsens. In der statistischen Region Lüneburg, zu der unter anderem Lüchow-Dannenberg, Verden und Cuxhaven gehören, wurde 28,5 Prozent weniger Getreide als im Vorjahr geerntet. Vor allem, weil die Böden hier sehr durchlässig sind, wenig Feuchtigkeit speichern können und es schlicht kaum geregnet hat. Auch Wolfenbüttel, Vechta und Friesland haben schlechte Ernten zu verzeichnen. In einigen Gebieten, in denen über den Sommer hinweg wiederholt Regen fiel, blieb die Ernte dagegen nahezu auf Vorjahresniveau. So etwa in der Grafschaft Bentheim, im Emsland und im Kreis Leer. Die Schäden beschränken sich allerdings nicht nur auf das Getreide. „In der Maisernte stellen wir jetzt zum Teil katastrophale Verluste fest. Bei Zuckerrüben und Kartoffeln befürchten wir ebenfalls erhebliche Mindererträge“, sagt Landvolk-Präsident Albert Schulte to Brinke.

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Wie viel Geld tatsächlich vom Bund nach Niedersachsen fließt, ist derzeit allerdings noch unklar. Otte-Kinast rechnet damit, dass Mitte September Klarheit besteht, wenn eine entsprechende Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern unterschrieben ist. Im Herbst will der Bund auf jeden Fall schon fünf Millionen Euro bereitstellen, wenn das Antragsverfahren eröffnet wird. Otte-Kinast hat sich mit Finanzminister Reinhold Hilbers darauf verständigt, dass das Land ab Herbst fünf Millionen Euro bereithält, sodass 10 Millionen Euro noch in diesem Jahr ausgezahlt werden können. „Wir werden den Landtag bitten, die weiteren Mittel in den Haushalt 2019 durch Umschichtung bereitzustellen“, sagte Otte-Kinast gestern im Plenum.

Ob die insgesamt 20 Millionen Euro Hilfe allerdings ausreichen, dazu äußert sich Landvolk-Präsident Schulte to Brinke skeptisch: „Uns Landwirten wird dieser Dürresommer noch lange in Erinnerung bleiben. Die tatsächlichen Folgen der langanhaltenden Trockenheit sind noch nicht in allen Konsequenzen zu bilanzieren.“ Das gelte auch für die Lücken beim Tierfutter durch die verbrannten Wiesen. „Ob die Lücken durch Zwischenfruchtanbau und Futtergewinnung auf eigentlich nicht zur Nutzung vorgesehenen Brachen geschlossen werden können, bleibt abzuwarten.“ Die Grünen-Abgeordnete Miriam Staudte hält die für dieses Jahr geplanten fünf Millionen Euro für viel zu wenig. „Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ Hermann Grupe, Landwirt und FDP-Landtagsabgeordneter, fordert, dass es keine Deckelung für die Finanzhilfe bei existenzbedrohten Bauern gibt. „Die Schäden dieser Krise sind eben noch nicht absehbar, weil die Dürre immer noch anhält.“