Die Chancen für Ungelernte, einen Arbeitsplatz zu finden, werden immer schlechter. Trotz eines insgesamt positiven Trends auf dem Arbeitsmarkt in Niedersachsen fällt es Menschen ohne Ausbildung zunehmend schwerer, einen Job zu erlangen. Das geht aus dem jüngsten Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor. Rund 56 Prozent der Arbeitslosen in Niedersachsen haben demnach keine abgeschlossene Berufsausbildung – also etwa 118.900 Menschen.

Qualifizierungen gewinnen angesichts des Strukturwandels in der Wirtschaft weiter an Bedeutung.

„Im Herbst nehmen viele junge Erwachsene eine Ausbildung auf und melden sich aus Arbeitslosigkeit ab“, erklärte am Montag Bärbel Höltzen-Schoh, Chefin der BA-Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen, bei der Vorstellung des aktuellen Arbeitsmarktreports. Die Behördenleiterin macht neben der positiven Entwicklung durch diese allgemeine Herbstbelebung aber auch „gedämpfte Konjunktursignale“ aus. So sinke etwa die Zahl der offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr.  Diese Entwicklung gehe besonders zu Lasten von ungelernten Kräften. „Insbesondere für Arbeitslose ohne Berufsabschluss gibt es weniger neue Stellenangebote“, so Höltzen-Schoh. Auf dem sogenannten Helferniveau gibt es aktuell nur noch 14.500 Stellen, also rund 9 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.

Bessere Chancen in technischen Berufen

Setzt man die beruflichen Profile der Arbeitssuchenden in Verhältnis zu den jeweils freien Stellen, lässt sich ein Ungleichgewicht erkennen. So kamen im September im Bereich der Land-, Forst- und Tierwirtschaft sowie dem Gartenbau auf jede freie Stelle durchschnittliche 5,3 potentielle Bewerber. Im Bereich Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit waren es 4,7 Bewerber je freie Stelle. Unterdurchschnittlich wenige Bewerber gibt es hingegen in den Bereichen Bau, Architektur, Vermessung, Gebäudetechnik mit 1,8 und Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung mit 1,7 Bewerbern pro freie Stelle. Ganz besonders gute Aussichten haben Bewerber in den technisch anspruchsvollen Bereichen Naturwissenschaft, Geografie, Informatik sowie Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung mit jeweils 1,6 Bewerbern pro freie Stelle.


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Die Arbeitsagenturen und Jobcenter setzen vor diesem Hintergrund verstärkt auf Weiterbildungen und bieten dabei ihre Unterstützung an. „Qualifizierungen gewinnen angesichts des Strukturwandels in der Wirtschaft weiter an Bedeutung“, sagte Höltzen-Schoh. „Allerdings müssen Qualifikationen durch den technologischen Fortschritt heute häufiger aufgefrischt werden. Das stellt Betriebe und Beschäftigte vor große Herausforderungen.“ In der BA-Regionaldirektion fand aus diesem Grund am Montag eine Veranstaltung rund um die Digitalisierung in der Arbeitswelt statt. 3D-Druck, Robotereinsatz oder Künstliche Intelligenz wurden dabei mit der Veränderung am Arbeitsplatz in Verbindung gebracht. Tenor der Veranstaltung war, dass Arbeitnehmer die Digitalisierung nicht als Bedrohung, sondern als Chance wahrnehmen sollten. Durch teilweise digitalisierte Arbeitsabläufe sollten sie wieder mehr Zeit bekommen, ihre eigentliche fachliche Eignung einzusetzen.

Unterschiedliche Entwicklungen in den Kreisen und Städten

In Niedersachsen lag die Arbeitslosenquote im September bei 4,9 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte niedrige als im Vorjahresmonat. Insgesamt 212.807 Menschen waren somit arbeitslos gemeldet. Das waren 5716 Menschen weniger als noch im September 2018. Am niedrigsten ist die Arbeitslosenquote im Emsland (2,3 Prozent), dicht gefolgt von der benachbarten Grafschaft Bentheim (2,5 Prozent). Mit Abstand am höchsten liegt die Arbeitslosenquote hingegen in den Städten Wilhelmshaven (10,2 Prozent), Delmenhorst (9,3 Prozent), Salzgitter (8,6 Prozent) und Emden (8,2 Prozent) sowie dem Landkreis Lüchow-Dannenberg (7,4 Prozent).

Der Arbeitsmarktreport weist zudem sehr unterschiedliche Entwicklungen der Arbeitslosenquote in den verschiedenen Städten und Landkreisen Niedersachsens aus. In Schaumburg (-13,5 Prozent), Rotenburg an der Wümme (-12,8 Prozent), Verden (-12,6 Prozent) und Oldenburg (-11,2 Prozent) sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahresmonat ganz erheblich. In Lüchow-Dannenberg (9,4 Prozent), Emden (4,7 Prozent) und Delmenhorst (4,5 Prozent) stieg sie allerdings vergleichsweise stark an.