Pro und Contra: Brauchen wir einen Bürohund?
Der Rundblick ist bekannt für seine kontroversen Diskussionen. Auch in der Sommer-Edition kämpfen wir mit gespitzten Federn. Diesmal streiten Tomas Lada und Niklas Kleinwächter über die Notwendigkeit, einen Bürohund anzuschaffen.
PRO: Haustiere sind etwas Tolles und Bereicherndes – selbst im Büro, meint Tomas Lada.
„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“, wusste schon Loriot über das Zusammenleben mit den vierbeinigen besten Freunden des Menschen zu berichten. In den vergangenen Jahren hat sich die Arbeitswelt massiv gewandelt – Homeoffice, Vier-Tage-Woche und auch der Bürohund haben Einzug gehalten in den Arbeitsalltag vieler Beschäftigter. Ein grundsätzlich gesetzlicher Anspruch auf die Mitnahme des Vierbeiners besteht indes nicht, das regelt Paragraph 106 der Gewerbeordnung.
Laut Umfrage des Bundesverbandes Bürohund (kein Witz, diesen Verband gibt es wirklich!) erlaubt immerhin jeder zweite Arbeitgeber grundsätzlich das Mitbringen eines Hundes an den eigenen Arbeitsplatz. Dass Hunde oder auch andere Haustiere am Arbeitsplatz nachgewiesenermaßen positive Effekte auf das Stresslevel am Arbeitsplatz haben, ist hinlänglich bekannt.
Mich wundert dies keineswegs! Leider gehöre ich nicht zu den 21 Prozent der deutschen Haushalte, in denen ein Hund das Zusammenleben bereichert, doch in möglichst naher Zukunft soll sich das ändern, sobald die Bedingungen für einen Hund stimmen – und dazu gehört nun einmal auch der Arbeitsalltag im Büro. Ich gehöre unweigerlich zu den Menschen, die Hundewelpen niedlicher finden als Säuglinge, das durfte der niedliche Labrador-Welpe Nala aus dem Nachbarbüro auch schon mehrfach in der Mittagspause erleben.
Natürlich muss der Büroalltag mit einem Vierbeiner geregelt sein, schließlich ist so ein Lebewesen kein Kuscheltier (also: auch, aber nicht ausschließlich!) und hat Bedürfnisse, die erfüllt werden wollen. Auch soll der Büroalltag durch Haustiere nicht nachhaltig beeinträchtigt werden, nicht jeder mag Tiere gleichermaßen, einige fürchten sich sogar oder können aufgrund von Allergien die Anwesenheit von Haustieren nicht ertragen.
Ich stelle mir Plenarsitzungen im Landtag in naher Zukunft mit Hunden und Katzen vor. Wie lustig wäre das wohl? Gebellt und gekratzt wird im Landtag oft genug zwischen den Fraktionen, insoweit wäre dies keine große Beeinträchtigung. Stellen Sie sich mal vor, der Ministerpräsident müsste eine Fragestunde unterbrechen, weil sein Vierbeiner dringend Gassi muss. Würden sich die Hunde wohl auch dem Fraktionszwang unterwerfen? Und würde Umweltminister Christian Meyer mit einem Wolf zu Sitzungen erscheinen? Welcher Minister würde welches Tier mitbringen? Finanzminister Gerald Heere einen günstigen Hamster vielleicht? Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte ein Huhn? Wissenschaftsminister Falko Mohrs einen überaus intelligenten Jagdhund? Innenministerin Daniela Behrens sehe ich mit einem Deutschen Schäferhund, Justizministerin Kathrin Wahlmann eher mit einem Meerschweinchen – die kennen das Leben hinter Gittern. Fragen über Fragen.
Haustiere sind was Tolles und Bereicherndes. Auch in der Politik sollten sie Einzug finden. Sobald ich irgendwann meinen Golden-Retriever-Welpen Oskar habe, hoffe ich auf das Einverständnis der Kollegen und dann hat der Rundblick endlich ein süßes Maskottchen. Klaus Wallbaum weigert sich nämlich seinen Kater ins Büro mitzubringen. Wie dem auch sei: Hören Sie auf Loriot und senken Sie Ihr Stresslevel! Und falls mal etwas Arbeit wegen zahlreicher Streicheleinheiten liegenbleiben sollte: Hunde fressen nicht nur Hausaufgaben, sondern auch mal wichtige Unterlagen. Beim Dackelblick wird auch der Chef nicht böse sein können!
CONTRA: Gegen Haustiere hat er nichts. Institutionalisierte Bürohunde aber säen Zwietracht, machen Ärger und setzen sich selbst einem tödlichen Risiko aus, meint Niklas Kleinwächter.
Der Chefredakteur will seinen Kater nicht mit in die Redaktion bringen, beklagt sich mein Kollege Tomas Lada. Ich kann nur sagen: Gut so! Gegen Haustiere an sich habe ich nichts: Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Aber haben wir nicht alle schon genug eitle Gockel, sture Esel und dusselige Kühe in unseren Nachbarbüros sitzen?
Die Hoffnung aller Bürohund-Enthusiasten ist es, dass die flauschigen Vierbeiner die Stimmung am Arbeitsplatz nachhaltig verbessern. Statt zu schmollen, wird geschmust; statt zu streiten, wird gestreichelt. Da möchte ich am liebsten die Tierschutzbeauftragte rufen und ihr nicht nur die unnatürlichen Haltungsbedingungen zwischen Computer und Gummibaum vorführen. Es ist auch die schiere Last der Verantwortung, die unsere armen Haustierchen einmal mehr erdrücken würde. Jetzt sollen sie nicht nur die Leere in unseren Herzen füllen oder uns nach dem stundenlangen Sitzen auf ergonomischen Bürostühlen noch einmal um den Block jagen, damit die Beine in Bewegung und die Po-Muskeln endlich mal genutzt werden. Nun erwarten wir von Pongo und Perdita auch noch, gegen die finsteren Bürodrachen zu kämpfen. Ist das nicht ein bisschen viel Projektion?
Ich glaube niemandem, der behauptet, ein Bürohund würde das Miteinander in der Bürogemeinschaft nachhaltig verbessern. Vielmehr steht zu befürchten, dass die Tiere mit ihren Eigenarten und Bedürfnissen noch mehr Zorn erzeugen. Was passiert denn mit einem Team, wenn der Terrier immer nur bei Tomas und nie bei Niklas auf dem Boden liegen möchte? Und wie schnell verändert sich die Stimmung, wenn der Aussiedoodle lieber mit Anne Gassigehen möchte als mit Sina?
Zu befürchten ist auch, dass mit der Zeit die Gewöhnung kommt. Und die ist bekanntlich der Tod für alle Leidenschaft. Zuerst sind alle ganz euphorisch und kommen kaum noch zum Arbeiten vor lauter Liebhaberei – auch nicht gut. Irgendwann kehrt sich das Verhältnis aber wieder um und der Job macht doch mehr Freude als die Französische Bulldogge. Dann ergeht es dem Wauz wie so manchem Goldfisch oder unserer Goldfruchtpalme, die nach meinem Urlaub immer erst einmal eine Notinfusion und Frischzellenkur gebrauchen kann, weil die lieben Kollegen einfach vergessen haben, sie angemessen zu umsorgen. Mir graut schon vor dem ersten Montagmorgen, an dem auffällt, dass die Bürogenossen am Freitagabend nicht mehr nur vergessen haben, wahlweise die Heizung oder die Klimaanlage auszuschalten. Dann produziert die Rundblick-Redaktion Schlagzeilen – aber eindeutig nicht in unserem Sinne.
Das Letzte kommt zum Schluss: Auf Tomas‘ Golden-Retriever-Welpen Oskar freue ich mich schon wahnsinnig. Aber wenn der kleine Wonneproppen auch nur ein einziges Mal nicht rechtzeitig an seinen Lieblingsbaum auf dem Köbelinger Markt kommt, um sein großes Geschäft zu verrichten, dann ist hier aber was los!
Und jetzt kommen Sie: Gehören Sie zum Team Bürohund? Oder schrecken Sie davor eher zurück? Ihre Meinung interessiert uns, die aufsummierten Ergebnisse präsentieren wir in der nächsten Ausgabe unserer Sommer-Edition am Donnerstag, 11. Juli 2024.
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