Regierungssprecherin Anke Pörksen hat eindringlich davor gewarnt, aus dem momentanen Rückgang der Corona-Neuinfektionen bundesweit und auch in Niedersachsen eine Entspannung der Lage abzuleiten. „Wir erwarten früher oder später einen Wiederanstieg, vermutlich im Oktober. Keiner weiß, wie es dann sein wird.

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Auf jeden Fall planen wir keine vorschnellen Lockerungen“, sagte Pörksen in der Landespressekonferenz. Bekannt sei, dass das Corona-Virus Kälte und Feuchtigkeit zur Verbreitung bevorzugt, damit sei im Herbst und Winter mit einem Anstieg zu rechnen. Da gerade eine hochansteckende Variante des Virus kursiere, müsse man sich auch auf eine raschere Ausbreitung einstellen. Es gehe jetzt darum, mit verstärkten Aktivitäten noch die Menschen zu erreichen, die bisher vor einer Impfung zurückgeschreckt waren und die jetzt überzeugt werden müssten.

Das Land verstärkt die Impfkampagne: Nach Mitteilung der Staatskanzlei werden die Anstrengungen, Menschen zum Impfen zu bewegen, noch erheblich gesteigert. So liefen in den Schulen bereits Angebote an Schüler zwischen 12 und 17 Jahren. Das geschehe jetzt noch unter Einbindung der Impfzentren, die Ende September ihre Pforten schließen müssen. Nach den Herbstferien starte dann noch eine Aktion, mit der Schüler noch einmal intensiv angesprochen werden sollen. Diese speziellen Angebote an Jugendliche seien noch in Vorbereitung. Daneben, erklärte Pörksen, überlege die Landesregierung auch einen überarbeiteten Auftritt ihrer Internetpräsenz mit der Darstellung der Orte, an denen die mobilen Impfteams ihre Dienste anbieten werden. „Dann könnten sich Menschen spontan entscheiden, zu diesen Orten zu kommen und sich dort impfen zu lassen.“

„Mobile Impfteams“ starten auf niedrigem Niveau: Als auf Bundesebene die Entscheidung gefallen war, die vom Bund finanzierten und von den Kommunen betriebenen Impfzentren zu schließen, hätten nach Auskunft von Oliver Grimm, Sprecher des Sozialministeriums, viele Länder den Aufbau der neuen „Mobilen Impfteams“ (MIT) ausdrücklich begrüßt – so auch Niedersachsen. Zunächst steht nun fest, dass ab 1. Oktober das sogenannte „Regelsystem“ greift. Demnach sind die Hausarztpraxen vorrangig für die Impfungen zuständig, sie bestellen den Impfstoff bei den Apotheken. Die MIT leisten Unterstützungsdienste für Hausärzte – vor allem in Gegenden mit schwachem Hausarztangebot oder dort, wo Gruppen gezielt aufgesucht und überzeugt werden müssen. Die MIT sollen aus jeweils acht bis zwölf Mitarbeitern, an der Spitze einem Arzt, bestehen. Beim Aufbau der MIT gibt es einen Zeitverzug. So sollen eigentlich landesweit 135 entstehen, mit den Kommunen hat das Sozialministerium nun aber vereinbart, dass in jedem Kreis und jeder kreisfreien Stadt (also 45 Einheiten) zunächst mindestens ein MIT startet. „Es ist dann sicher sinnvoll, gleich die Voraussetzungen für mehrere MIT zu schaffen“, sagt Grimm. 39 der 45 Kreise und kreisfreien Städte hätten bereits mitgeteilt, dass sie pünktlich Anfang Oktober mit der Arbeit wenigstens einiger ihrer MIT beginnen wollen.

Impfstoff-Lieferungen brauchen ihre Zeit: Nach Auskunft des Sozialministeriums dürfen die Apotheken erst am 1. Oktober Impfstoff-Bestellungen annehmen und bearbeiten, bis zur Lieferung dauere es erfahrungsgemäß etwa zwei Wochen. Allerdings habe man mit den Kommunen vereinbart, dass die MIT zunächst auch überschüssigen Impfstoff aus den Impfzentren verwenden dürfen. Der Bund habe dem, trotz haftungsrechtlich nicht unproblematischer Fragen, zugestimmt.