Nach Ansicht von Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann sollte die Gesundheitsförderung bei Mitarbeitern gerade in der Gesundheitswirtschaft eine größere Rolle spielen. „Es ist ein Unding, dass gerade diejenigen, die sich immer um das Wohlbefinden anderer kümmern, bei der betrieblichen Gesundheitsförderung eher nicht im Fokus sind“, sagte Reimann bei einer Veranstaltung der AOK Niedersachsen in Hannover. Auch Stefan Muhle, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, sieht betriebliches Gesundheitsmanagement in der Zukunft in allen Branchen als zentrales Element, um Mitarbeiter zu gewinnen und deren Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten. Schließlich brächte die Digitalisierung für die Arbeitnehmer erhebliche Veränderungen mit sich. Volker Müller, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN) plädierte dafür, den rechtlichen Rahmen bei Arbeitszeiten und Arbeitsschutz behutsam an die neuen Bedürfnisse anzupassen. Die Digitalisierung biete Unternehmen und deren Mitarbeitern große Chancen. Der arbeitsrechtliche Rahmen stamme allerdings aus dem Beginn des vorigen Jahrhunderts. Der niedersächsische DGB-Vorsitzende Mehrdad Payandeh warnte, die Digitalisierung berge für die Mitarbeiter auch Risiken. Dazu gehörten psychischer Druck und entgrenzte Arbeitszeiten. Änderungen bei den Arbeitszeitgesetzen sieht er nicht unbedingt als nötig an. Es gebe bereits heute immense Flexibilisierungspotenziale für Unternehmen. Der Arbeitssoziologe Martin Kuhlmann von der Universität Göttingen sagte, flexiblere Arbeitszeiten regelten die Unternehmen heute für sich. „Da werden echte Rechtsbrüche begangen“, so Kuhlmann. Aus arbeitssoziologischer Sicht sei es aber auch ein Wert, dass die Unternehmen mit den Mitarbeitern Kompromisse aushandelten.

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In einem Forschungsprojekt untersucht die AOK Niedersachsen zusammen mit 21 Unternehmen die Auswirkungen der Digitalisierung auf die tägliche Arbeit. Das Projekt startete im vergangenen Jahr und endet im Jahr 2021. Festzustellen sei bisher, dass es keine Brüche oder Disruptionen gebe, von denen immer die Rede sei, sagte der AOK-Vorstandsvorsitzende Jürgen Peter. Die Entwicklung der Digitalisierung in den Unternehmen laufe evolutionär. Zugleich werde deutlich, dass Führungskräfte neue Fähigkeiten benötigten. Dazu gehörten das Führen auf räumliche Distanz sowie die Kompetenz, Veränderungsprozesse zu gestalten. „Jede Tag eine neue Welt“, so habe ihm eine Führungskraft seine Arbeit beschrieben, erklärte Peter.  Ein Ziel des AOK-Projekts ist Peter zufolge, das Gesundheitsmanagement anzupassen und weiterzuentwickeln.